VDSL Vectoring: Erster Labortest erfolgreich

BREKO: Paralleler Betrieb mit ADSL-Anschlüssen möglich

17. Oktober 2013
BREKO Vectoring Labortest mit Fritz!Box 7360 als VDSL-Modems

VDSL-Anschlüsse sollen künftig mit dem Vectoring-Verfahren schneller gemacht werden. Der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) hat jetzt in einem Labor-Test untersucht, wie leistungsfähig die Vectoring-Technologie ist, wie sie in der Praxis eingesetzt werden kann und ob es zu Problemen bei der gemeinsamen Schaltung mit den klassischen ADSL-Anschlüssen im selben Leitungsbündel kommt.

Mit dem Vectoring-Verfahren sollen Störungen eliminiert werden, welche durch den Effekt des Übersprechens zwischen den verschiedenen Leitungen in einem Bündel entstehen. Dieser Prozess verlangt eine hohe Rechenleistung in den derart aufgerüsteten DSLAMs. Das System muss für jede einzelne Kupfer-Doppelader eines Bündels die jeweiligen Störeinflüsse errechnen und sendet dann neben dem eigentlichen Nachrichtensignal ein Gegensignal in die jeweilige Doppelader. Gleichzeitig unterliegt Vectoring bestimmten technischen Restriktionen. Zum einen limitiert die Dämpfung der Leitung den Vectoring-Effekt; das heißt, dass der Effekt ab einer Leitungslänge von etwa 500 Metern deutlich abnimmt und ab einer Leitungslänge von 700 bis 800 Metern praktisch nicht mehr feststellbar ist. Daher lässt sich Vectoring nur vom Kabelverzweiger (KVz) aus sinnvoll einsetzen und setzt voraus, dass der KVz per Glasfaser beziehungsweise Richtfunk an das Backbone-Netz angebunden ist.

Der Vectoring-Labortest des BREKO wurde an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) unter wissenschaftlicher Leitung des Prof. Dr.-Ing. Kristof Obermann durchgeführt. Die Projektleitung hatte die Chemnitzer Tele-Kabel-Ingenieurgesellschaft (TKI). Als Endgeräte wurden handelsübliche VDSL-Modems mit spezieller Vectoring-Firmware eingesetzt, etwa der Fritz!Box 7360. Die DSLAM-Hardware stammte von der Firma Keymile. Für die Kompatibilitäts-Tests mit ADSL-Anschlüssen kamen verschiedene DSL-Modems von TP-Link, D-Link sowie Arcor in Verbindung mit einem DSLAM von Alcatel-Lucent zum Einsatz.

Ergebnisse des BREKO-Labortests

Beim Labortest stellte BREKO unter anderem fest, dass selbst bei einem voll beschalteten Kabelbündel mit 50 Kupfer-Doppeladern und bis 800 Metern Kabellänge Datenraten von 50 MBit/s im Downstream realistisch seien. In der Praxis erlaubt die Deutsche Telekom eine maximale Beschaltung von 50 Prozent wegen der Übersprechen-Problematik. Die 50 MBit/s seien auch bei Aktivierung der Funktion »Downstream Power BackOff« (DPBO) möglich. DPBO wird eingesetzt, um die Sendeleistung der am Kabelverzweiger eingespeisten VDSL-Signale soweit abzusenken, dass andere (DSL-)Signale im Kabelbündel (ADSL/SDSL) nicht negativ beeinflusst werden.

Weiterhin werden nach Angaben des Verbandes bestehende ADSL-Anschlüsse durch das VDSL2-Vectoring nicht stärker beeinflusst, als durch reguläre VDSL-Anschlüsse. Die Datenraten der ADSL-Leitungen waren mit und ohne Einsatz von VDSL Vectoring etwa vergleichbar.

Umgekehrt konnten im BREKO-Labortest bei aktiviertem DPBO auch keine Störeinflüsse auf VDSL-Leistungen durch bestehende ADSL-Systeme festgestellt werden. Die Datenraten der VDSL-Anschlüsse blieben auch im Falle parallel geschalteter ADSL-Anschlüsse in etwa gleich.

Professor Obermann sagte dazu: »Die im Labortest ermittelten Ergebnisse können je nach vorhandener Netzstruktur abweichen«. So beeinflussen zum Beispiel unterschiedliche Kabel- und Aderdurchmesser sowie Anzahl von Stoßstellen (Muffen) die Ergebnisse. Dennoch zeige der Test, dass Vectoring in der Praxis wohl ohne nennenswerte Probleme eingesetzt werden kann. Der BREKO plant gemeinsam mit seinen Mitgliedsunternehmen die Durchführung eines Feldtests, um die bislang gewonnenen Ergebnisse zu festigen und weitere Erkenntnisse zum Einsatz der Vectoring-Technologie zu gewinnen.

Vectoring kann einen Glasfaserausbau nicht ersetzen

BREKO-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers betont unterdessen, dass VDSL Vectoring kein Allheilmittel für die Versorgung »weißer Flecken« oder für die Erreichung der Breitband-Ziele der Bundesregierung, also unter anderem 50 MBit/s für alle Haushalte bis zum Jahr 2018, darstellt. Vectoring sei eine gute Technologie, wenn sie dort eingesetzt wird, wo es Sinn macht. Bei hohen Leitungslängen, wie es gerade in ländlichen Regionen oft der Fall ist, seien jedoch Glasfaser-Netze notwendig. »Vectoring reizt die bestehende Kupfer-Infrastruktur weiter aus – kann einen Glasfaserausbau bis zum Endkunden (FTTB / FTTH) aber nicht ersetzen«, so Albers.

Bild: BREKO

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