Telekom plant Vectoring-Ausbau für weitere 5,9 Millionen Haushalte

Geänderte Regulierung im Nahbereich um die Hauptverteiler nötig

24. Februar 2015

Die Deutsche Telekom will weitere 5,9 Millionen Haushalte mit VDSL-Anschlüssen mit bis zu 100 MBit/s im Download versorgen. Perspektivisch wären sogar Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 250 MBit/s (Super-Vectoring) möglich. Dafür will die Telekom die Nahbereiche um 8.000 Hauptverteiler mit der Vectoring-Technik aufrüsten. Allerdings müssen dafür noch die regulatorischen Rahmenbedingungen für den Zugang zur Teilnehmeranschlussleitung, die sog. letzte Meile, geändert werden. Außerdem sorgt das Vorhaben der Telekom für Kritik seitens der Wettbewerber.

VDSL Vectoring
VDSL Vectoring (Bild: Deutsche Telekom)

Mit dem geplanten Ausbau würden insgesamt knapp 80 Prozent der Haushalte schnelle Anschlüsse bekommen können, so die Telekom. Das Problem dabei: Bisher ist der Vectoring-Ausbau im so genannten Nahbereich um die Hauptverteiler nicht möglich, weil es zu Störungen im Netzbetrieb kommen könnte.

Hauptverteiler sind Knotenpunkte, über die die Kabelverzweiger – die grauen Kästen am Straßenrand – angeschlossen sind (siehe Grafik). Die Vectoring-Technik wird in diesen Kabelverzweigern installiert. Befinden sich die aufgerüsteten Kabelverzweiger im Umkreis von bis zu 550 Metern um einen Hauptverteiler, könnte es Störungen geben, wenn über die Hauptverteiler der Telekom VDSL-Anschlüsse betrieben werden, erklärt das Unternehmen die Problematik.

Antrag auf Änderung der Regulierung der letzten Meile

Die bisherigen Nutzungsrechte der Wettbewerber verhindern aber, dass die Telekom ihr Netz im Nahbereich um die Hauptverteiler aufrüsten kann. Das hat zur Folge, dass Kunden in diesem Bereich über ihre Telefonleitung keine schnellen Internetanschlüsse mit bis zu 100 MBit/s bekommen können, erklärt die Telekom. Nach Angaben des Unternehmens seien bundesweit 5,9 Millionen Haushalte sowohl in Ballungszentren als auch im ländlichen Raum betroffen.

Nun hat die Telekom Änderungen bei der Bundesnetzagentur beantragt. Das Unternehmen will von der Verpflichtung, Wettbewerbern VDSL-Anschlüsse in den Hauptverteilern zu ermöglichen, befreit werden. Konkret geht es um die so genannte Zugangsverpflichtung zur Teilnehmeranschlussleitung (TAL). Bestehende VDSL-Anschlüsse von Wettbewerbern müssten gekündigt und auf ein alternatives Produkt umgestellt werden, um eine flächendeckende Vectoring-Versorgung im Nahbereich um die Hauptverteiler zu gewährleisten. Betroffen seien nach Angaben der Telekom 1,5 Prozent (rund 135.000) der durch Wettbewerber bundesweit gemieteten Teilnehmeranschlussleitungen.

Neues Vorleistungsprodukt für Wettbewerber

Die Wettbewerber der Telekom sollen als Ersatz neue Vorleistungsprodukte erhalten. Mit dem so genannten Layer-2-Bitstrom-Anschluss wären sie in der Lage, ihren Kunden über die Telekom-Leitungen ebenfalls schnellere Internetanschlüsse zur Verfügung stellen zu können. Einen entsprechenden Antrag hat die Telekom ebenfalls bei der Bundesnetzagentur eingereicht. Jetzt entscheidet die Behörde unter Einbeziehung der Markteilnehmer über die genaue Ausgestaltung. Am 13. März 2015 soll eine erste öffentlich mündliche Anhörung über den Antrag vor der zuständigen Beschlusskammer 3 stattfinden, gab die Bundesnetzagentur bekannt.

Beim neuen Vorleistungsprodukt soll die Übergabe ins Netz der Wettbewerber - im Vergleich zum bisherigen Bitstrom-Anschluss - näher am Kunden erfolgen. Dafür will die Telekom bundesweit neue Zugangsmöglichkeiten an rund 900 Standorten einrichten. Hier können Wettbewerber ihre Netze mit dem der Telekom zusammenschalten, wenn sie die neuen Vectoring-Anschlüsse der Telekom nutzen wollen, so das Bonner Unternehmen.

BREKO warnt vor Re-Monopolisierung der »letzten Meile«

Die Telekom habe die Wettbewerber über ihren Antrag bei der Bundesnetzagentur im Vorfeld informiert, die das Vorhaben des Unternehmens kritisieren. BREKO Verband warnt vor einer Re-Monopolisierung der »letzten Meile«:

»Da VDSL2-Vectoring nach derzeitigem Stand technologiebedingt immer nur von einem Netzbetreiber eingesetzt werden kann, würden die Pläne der Deutschen Telekom zur Verdrängung von Wettbewerbern führen, die die Vermittlungsstellen in diesem Bereich bereits vielerorts mit VDSL2 erschlossen haben. Anders gesagt: Der exklusive Einsatz von VDSL2-Vectoring durch die Deutsche Telekom würde zu einer Re-Monopolisierung im Bereich der Vermittlungsstelle führen – und somit auch zu einer Einschränkung des Angebots für Privat- und Geschäftskunden«, so BREKO.

Nach Ansicht des BREKO ist jede Erhöhung der Bandbreiten zu geringen Kosten – also auch durch den Einsatz von VDSL2-Vectoring – zu begrüßen. Der Einsatz von VDSL2-Vectoring im Nahbereich der Hauptverteiler stelle allerdings keine effektive Maßnahme zur flächendeckenden Breitbandversorgung bislang unterversorgter Gebiete dar, die sich fast ausschließlich in weit von der Vermittlungsstelle entfernten, ländlichen Regionen befinden. Vielmehr müsse zur Erreichung der Breitbandziele der Ausbau außerhalb der Nahbereiche forciert werden, so der Verband.

Nach Ansicht des VATM führe der Exklusivantrag für die Nutzung der Vectoring-Technologie dazu, dass bereits in den Breitbandausbau getätigte Investitionen entwertet und weitere unmöglich gemacht werden.

»Allein der Antrag führt wieder zur Verunsicherung von Investoren«, kritisiert VATM-Vizepräsident David Zimmer. »Unser Ziel muss sein, sich so schnell wie möglich wieder auf eine gemeinsame Strategie zu verständigen, um weiteren Schaden abzuwenden. Wir brauchen klare Regelungen, wer und wo sinnvollerweise den Ausbau regional vorantreibt, denn bei Vectoring gilt: Es kann nur einen geben – aber nicht immer und überall die Telekom«, fordert Zimmer.

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