Bundesnetzagentur veröffentlicht zweiten Jahresbericht zur Breitbandmessung

Schnelles Internet immer noch oft langsamer als vereinbart

18. Januar 2018

Die Bundesnetzagentur hat zum zweiten Mal detaillierte Ergebnisse ihrer Breitbandmessung veröffentlicht. Auch knapp ein Jahr nach dem ersten Bericht gilt: Über alle Bandbreiteklassen und Anbieter hinweg erreichen Kunden nach wie vor oft nicht die maximale Geschwindigkeit, die ihnen die Anbieter in Aussicht gestellt haben.

»Obwohl die Ergebnisse bei einzelnen Bandbreiten und zwischen den Anbietern unterschiedlich ausfallen, zeigen sie insgesamt weiterhin Handlungsbedarf bei den Breitbandanbietern«, betont Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur.

Breitbandmessung Website
Bundesnetzagentur veröffentlicht Bericht 2016/2017 zur Breitbandmessung (Screenshot: www.breitbandmessung.de)

Der jetzt veröffentlichte Bericht umfasst den Zeitraum vom 1. Oktober 2016 bis zum 30. September 2017. Dabei hat die Bundesnetzagentur Messungen von Nutzern ausgewertet, die über die Seite breitbandmessung.de einen Geschwindigkeitstest durchgeführt hatten. Für die Auswertung wurden für stationäre Breitbandanschlüsse 437.192 und für mobile Breitbandanschlüsse 245.143 valide Messungen berücksichtigt. Damit ist die Anzahl an durchgeführten Messungen im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegen.

Ergebnisse im Festnetz

Über alle Bandbreiteklassen und Anbieter hinweg erhielten im Download 71,6 Prozent der Nutzer mindestens die Hälfte der vertraglich vereinbarten maximalen Datenübertragungsrate; bei 12 Prozent der Nutzer wurde diese voll erreicht oder überschritten. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sind die Werte annähernd gleich geblieben: 2015/2016 erhielten 70,8 Prozent der Nutzer mindestens die Hälfte, 12,4 Prozent mindestens die volle vereinbarte maximale Datenübertragungsrate.

Je nach Bandbreiteklasse erreichten nur 4,6 bis 23,3 Prozent der Endkunden 100 Prozent und mehr der vereinbarten maximalen Datenübertragungsrate. Der niedrigste Wert wurde laut dem Bericht weiterhin in der überwiegend von ADSL-Anschlüssen geprägten Bandbreiteklasse von 8 bis kleiner 18 MBit/s erzielt. Auch zwischen den Anbietern gab es mit Blick auf das Erreichen der vereinbarten maximalen Datenübertragungsrate Unterschiede. Bezogen auf die 41 einzeln dargestellten Anbieter reichte die Spanne von 0 bis 37,1 Prozent der Endkunden.

Weiterhin hat die Bundesnetzagentur die Geschwindigkeiten je nach Tageszeit ausgewertet. Hier war besonders auffällig, dass in der Bandbreiteklasse 200 bis kleiner 500 MBit/s die Leistung in der abendlichen Spitzennutzung (Peak-Zeit) stark abfiel. Diese Bandbreiteklasse wird durch Produkte der Kabelnetzbetreiber geprägt.

Auch wenn nur wenige Kunden die volle zugesicherte Geschwindigkeit nutzen können, sind die meisten dennoch mit ihrem Anbieter (mehr oder weniger) zufrieden. Wie bereits im Vorjahreszeitraum waren rund 65 Prozent der Kunden mit der Leistung ihres Anbieters zufrieden und bewerteten diese mit »sehr gut«, »gut« oder »zufriedenstellend«, schreibt die Bundesnetzagentur. Wenig überraschend dabei: Bei den zufriedene Endkunden ist das Verhältnis zwischen der tatsächlich gemessenen Datenübertragungsrate und der vereinbarten maximalen Datenübertragungsrate besser.

Ergebnisse im Mobilfunk

Bei den mobilen Breitbandanschlüssen lag das Verhältnis zwischen tatsächlicher und vereinbarter maximaler Datenübertragungsrate wieder unter dem von stationären Anschlüssen, schreibt die Bundesnetzagentur. Über alle Bandbreiteklassen und Anbieter hinweg erhielten im Download 18,6 Prozent der Nutzer mindestens die Hälfte der vertraglich vereinbarten maximalen Datenübertragungsrate; bei 1,6 Prozent der Nutzer wurde diese voll erreicht oder überschritten. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sind insgesamt geringere prozentuale Datenübertragungsraten gemessen worden (2015/2016: 27,6 Prozent der Nutzer erhielten mindestens die Hälfte, 3,4 Prozent die volle vereinbarte maximale Datenübertragungsrate und mehr).

Mit Blick auf die Ergebnisse in den einzelnen Bandbreiteklassen hat die Bundesnetzagentur festgestellt, dass insbesondere in höheren Bandbreiteklassen tendenziell niedrigere Prozentwerte erreicht wurden. Auch bei den Anbietern haben sich die Werte im Vorjahresvergleich nach unten verschoben. Die Verschlechterungen seien unter anderem auf tarifliche Anpassungen zurückzuführen, so der Bericht. So haben einige Anbieter die vertraglich in Aussicht gestellten maximalen Datenübertragungsraten deutlich erhöht. Zwar nehmen die gemessenen Datenübertragungsraten zu, allerdings nicht im gleichen Maße wie die vertraglich vereinbarten maximalen Datenübertragungsraten, sodass hieraus ein reduzierter Verhältniswert resultiert.

Dessen ungeachtet bewerteten auch bei mobilen Breitbandanschlüssen Endkunden die Anbieter weit überwiegend mit den Noten »sehr gut«, »gut« oder »zufriedenstellend«, wobei der Anteil mit 76,6 Prozent rückläufig ist (2015/2016: 82,8 Prozent). Somit bewerten Endkunden bei mobilen Breitbandanschlüssen weiterhin eher die Mobilität und die zur Verfügung stehende Performance als das Erreichen der in Aussicht gestellten maximalen Datenübertragungsrate, fasst die Bundesnetzagentur das Ergebnis zusammen.

Messungen lassen keine Rückschlüsse auf Breitbandversorgung zu

die Bundesnetzagentur weis darauf hin, dass die Ergebnisse der Breitbandmessung davon abhängen, welchen Tarif der Nutzer mit dem Anbieter vereinbart hat. Insofern können auf der Grundlage der Breitbandmessung keine Aussagen zur Versorgungssituation oder Verfügbarkeit von breitbandigen Internetzugangsdiensten getroffen werden. Der vollständige Bericht ist auf der Internetseite der Bundesnetzagentur unter www.bundesnetzagentur.de/breitbandmessung veröffentlicht.

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