CeBIT 03.-08. März 2009

CeBIT 2009

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Knochen-Leit-Technologie als Kommunikationsmittel

Ein neuer Trend aus Asien hat zur CeBIT 2009 auch Europa erreicht. Mit der sogenannten Knochen-Leit-Technologie (auch „Bone Conduction“ genannt) ist es möglich, Musik zu genießen und gleichzeitig zu kommunizieren, ohne dass Kopfhörer die Ohren belegen. Hinter der Technik steckt ein einfaches Prinzip, das bereits im 18. Jahrhundert bekannt war: Die Töne werden über die Vibration der Knochen und nicht über das Trommelfell in das Innenohr geleitet.

Diese Technik hat gleich mehrere Vorteile. Zum einen bleiben die Ohren frei und der Nutzer kann auch beim Musik-Hören Geräusche in der Umgebung wahrnehmen, zum Beispiel beim Joggen auch das überholende Auto hören. Andererseits bekommt die Umgebung nichts von den Klängen mit. Außerdem schont diese Übertragungstechnik das Trommelfell, das bei heutigen Musik-Playern aufgrund der erhöhten Lautstärke oft zu stark beansprucht wird. Auch Menschen, die unter Tommelfell-bedingten Hörproblemen leiden, können durch die Knochen-Leit-Technologie wieder Musik hören.

Audio Bone Aqua

Auf der CeBIT 2009 haben gleich mehrere Hersteller Geräte vorgestellt, die auf diesem Prinzip basieren. Vor allem waren auf der Messe verschiedene Kopfhörer-Varianten zu sehen. Hierbei werden die Kopfhörer auf den Schädelknochen seitlich vor den Ohrmuscheln aufgelegt, statt die handelsüblichen Ohrstöpsel zu benutzen.

So zeigte die 4U GmbH aus Meerbusch in Halle 17, Stand B59 sowie in Halle 19, Stand D49 die „Audio Bone“ Kopfhörer der japanischen Goldendance Co. Ltd, die diese Technik einsetzen  (www.audiobone.eu). Die Kopfhörer funktionieren mit allen handelsüblichen Audiogeräten, die einen 3,5-mm-Ausgang bieten. Neben normalen Kopfhörern wird mit „Audio Bone Aqua“ auch eine auf der CES 2009 in Las Vegas prämierte wasserfeste Variante angeboten. Für Business-Bereich sollen zudem entsprechende Headsets und künftig auch Bluetooth-Kopfhörer angeboten werden.

Die Klangqualität der „Audio Bone“ Kopfhörern ist sehr gut. Der Hersteller verspricht einen Frequenzgang von 50 Hertz bis 12 kHz. Allerdings muss die Lautstärke am Wiedergabegerät höher gewählt werden, um die gewohnte Hörlautstärke zu erreichen, da die Knochen-Vibrationen leiser sind. Aus diesem Grund empfiehlt Goldendance den Einsatz eines Verstärkers. Ein passendes Gerät für „Audio Bone“ Kopfhörer soll demnächst in den Handel kommen. Die Kopfhörer selbst sind bereits online erhältlich.

Auch der koreanische Hersteller pamsh (www.pamsh.com) zeigte in Halle 19, Stand F18 Kopfhörer und Headsets, die auf der Tonübertragung über Gesichtsknochen basieren. An das PS-200 Headset können dank zwei Anschlüssen gleichzeitig ein MP3-Player und ein Mobiltelefon angeschlossen werden. Die Lautstärke kann am integrierten Verstärker variiert werden. Außerdem schaltet dieser die Musik aus, wenn über das Handy ein Anruf kommt. Dank integrierten Mikro kann das Gespräch auch über das Headset geführt werden.

Eine weitere Anwendung dieser Technik hat die M Tech MFG Ltd. (www.mtechm.com) aus Hongkong in Halle 16, Stand A02 vorgestellt - ein Tischtelefon, in dessen Hörer statt herkömmlichen Lautsprecher ein entsprechendes Vibrationsmodul eingesetzt wird. Dabei wird die Technologie des japanischen Herstellers MMI Technology Inc. verwendet. Um das Telefon zu benutzen muss der Hörer allerdings neben dem Ohr gehalten werden, was ein wenig ungewöhnlich und weniger praktisch ist.

Übrigens: Ob durch Knochenvibration gesundheitliche Probleme auftreten, wird derzeit noch untersucht. Allerdings sind die Geräte in Asien und den USA bereits im Einsatz und werden durchweg positiv angenommen.

Alexander Gut
Bild: 4U GmbH / Goldendance co. Ltd.