Telekom führt Drosselung auf 384 kBit/s offiziell ein

Neue Tarifstruktur fürs Festnetz, bestehende Verträge nicht betroffen

22. April 2013
DSL-Drosslung auf 384 kBit/s ab 75 GB Datenvolumen

Was vor einem Monat noch mit einem Gerücht begann ist nun Realität geworden: Die Telekom wird Drosselung für DSL-Internetzugänge einführen. Das teilte das Unternehmen am heutigen Montag offiziell mit.

Genauso wie im Mobilfunk wird es künftig für neue Call&Surf- und Entertain-Verträge integrierte Highspeed-Volumina geben, kündigt die Deutsche Telekom an. Ist die Volumengrenze erreicht, wird in der Leistungsbeschreibung eine einheitliche Reduzierung der Internetbandbreite auf 384 kBit/s vorgesehen. Zunächst sollen nur die Leistungsbeschreibungen angepasst werden. Sobald die Limitierung technisch umgesetzt wird, sollen Kunden weiteres Hochgeschwindigkeits-Volumen mit entsprechenden Optionen hinzu buchen können. Welches Datenvolumen zum welchen Preis es künftig geben wird, lässt die Telekom noch offen und will die Details später bekannt geben.

Keine Geschwindigkeitsbremse vor 2016

»Immer höhere Bandbreiten lassen sich aber nicht mit immer niedrigeren Preisen finanzieren. Den Kunden mit sehr hohem Datenaufkommen werden wir in Zukunft mehr berechnen müssen«, erklärt Michael Hagspihl, Geschäftsführer Marketing der Telekom Deutschland, die Änderungen.

Die Einführung der neuen Tarife soll schrittweise erfolgen: Zunächst werden zum 2. Mai 2013 die Leistungsbeschreibungen für neue Verträge angepasst. Bestehende Verträge sind von den Änderungen nicht betroffen. Wann die Telekom die Geschwindigkeitsreduzierung tatsächlich einführt, hängt von der Verkehrsentwicklung im Internet ab. »Wir gehen bisher davon aus, dass wir die Limitierung technisch nicht vor 2016 umsetzen«, wird Hagspihl in der offiziellen Mitteilung zitiert. Dabei spricht die Telekom offen von Volumentarifen, wie sie im Mobilfunk üblich sind, und nicht mehr von einer Flatrate.

Integriertes Highspeed-Volumen wie im Mobilfunk

Wie bereits vor einem Monat durchgesickert, soll die Datenvolumen-Grenze je nach Tarif unterschiedlich hoch liegen. Ab dem 2. Mai 2013 will die Deutsche Telekom folgende Volumina in den Festnetztarifen integrieren:

  • Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 16 MBit/s: 75 GB
  • Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 50 MBit/s: 200 GB
  • Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 100 MBit/s: 300 GB
  • Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 200 MBit/s: 400 GB

Vor der technischen Realisierung sollen Kunden die Möglichkeit bekommen, ihren Datenverbrauch im Kundencenter im Internet nachzuvollziehen. Nach Aussage der Telekom verbrauche ein Kunde heute im Schnitt 15 bis 20 Gigabyte (GB).

Die Telekom hat eine Begrenzung des Highspeed-Volumens bereits heute in den Leistungsbeschreibungen für die Call & Surf Tarife mit VDSL und die Glasfaser-Anschlüsse vermerkt, aber nicht technisch umgesetzt. Zum 2. Mai 2013 werden diese Leistungsbeschreibungen bei Neuverträgen angeglichen.

Ausnahmen für Entertain und WLAN To Go

Keine Regel ohne Ausnahmen, kann es an dieser Stelle heißen. So wird die Nutzung von Entertain nicht auf das im Tarif enthaltene Volumen angerechnet. Gleiches gilt auch für die Sprachtelefonie über den Telekom-Anschluss. Teilen Kunden künftig über WLAN To Go (Kooperation mit Fon) ihr WLAN mit anderen Nutzern, läuft das hierbei erzeugte Datenvolumen separat und wird für das Volumen des Kunden ebenfalls nicht angerechnet.

Diese Unterscheidung des Traffics, insbesondere bei Entertain, wurde bereits bei Bekanntwerden der Droselungs-Pläne stark kritisiert. Während die Telekom-eigenen Video-Dienste also weiterhin mit voller Geschwindigkeit übertragen werden, werden Angebote anderer Anbieter bei Erreichen der Volumengrenze ausgebremst. Dadurch werde die Netzneutralität verletzt, schrieb die FAZ bereits Anfang des Monats.

Die Digitale Gesellschaft e.V. geht bei ihrer Kritik noch weiter: »die Deutsche Telekom will den Kunden das, was vorher im Tarif enthalten war, als Zusatzservice noch einmal verkaufen und schließt daher ihre Mitbewerber vom Anschluss aus«, kommentiert Markus Beckedahl, Vorstand des Digitale Gesellschaft e.V., den Schritt der Telekom weg von Flatrates zu Volumentarifen und fügt hinzu: »Bei einer Beschränkung auf weniger als 1% der Leistung eines 50-MBit-VDSL-Anschlusses auf ein Niveau der 1990er Jahre ist das Wort Drossel falsch. De facto ist das eine Sperre und ein Ausschluss vom Internet.«

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