Bundesnetzagentur stellt Jahresbericht 2015 vor

Steigendes Datenvolumen und immer weniger SMS

17. Mai 2016

Die Bundesnetzagentur hat am Freitag ihren Jahresbericht für das Jahr 2015 vorgestellt. Dabei geht es um die Entwicklung des Wettbewerbs, die Förderung der Infrastrukturen und den Schutz der Verbraucher.

Bundesnetzagentur
Eingang zum Gebäude der Bundesnetzagentur in Bonn (Foto: tarif4you.de)

Steigende Investitionen in die Netz-Infrastruktur

»Moderne und gut funktionierende Netze sind die Voraussetzung für Wohlstand und Wachstum – sie sind die Grundlage dafür, dass alle von den Innovationen des digitalen Wandels profitieren können«, erklärt Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, anlässlich der Vorstellung des Jahresberichts. Die Bundesnetzagentur habe im Jahr 2015 wichtige Weichen für eine Verbesserung des Breitbandausbaus gestellt, heißt es im Bericht. Das wachsende Datenvolumen im Mobil- und Festnetz zeige, dass flächendeckende und schnelle Verbindungen für Deutschland unentbehrlich sind. Die im Sommer durchgeführte Frequenzversteigerung werde zu wesentlichen Investitionen in die Netze beitragen. Auch die Verfahren zur Einführung der Vectoring-Technologie führe die Bundesnetzagentur mit dem Ziel, den Breitbandausbau zu ermöglichen und den Wettbewerb zu sichern.

Die Investitionen im Telekommunikationsmarkt erreichten mit 8,1 Milliarden Euro eine weitere Steigerung im Vergleich zum Vorjahr mit 7,4 Milliarden Euro, so die Bundesnetzagentur. Die Unternehmen investierten in erster Linie in den Glasfaserausbau, die Umstellung auf IP-basierte Netze und den Ausbau der LTE-Netze. Allein die Investitionen in die Kabel-TV-Infrastruktur seien mit 1,05 Milliarden Euro erstmals seit dem Jahr 2010 rückläufig.

Breitbandanschlüsse im Festnetz

Die Gesamtzahl der Festnetz-Breitbandanschlüsse ist im Jahr 2015 erneut gestiegen. Sie nahm im Vergleich zum Vorjahr um ca. 1,1 Mio. auf insgesamt rund 30,7 Mio. zu. Der Großteil (77 Prozent) der Breitbandanschlüsse beruht weiterhin auf Kupferdoppeladern (DSL). Auf alle anderen Anschlussarten entfielen insgesamt etwa 7,2 Mio. Anschlüsse. Hier wurden die meisten Anschlüsse auf Basis von HFC-Netzen (6,6 Mio.) realisiert. Auf Glasfasernetzen, die zumindest bis zum Gebäude (FTTB/FTTH) reichen, basierten rund 0,4 Mio. Anschlüsse. Die restlichen ca. 0,2 Mio. Anschlüsse verteilten sich auf funkbasierte Anschlüsse (BWA), Festverbindungen, Powerline sowie Satellit.

Dabei habe die Nachfrage nach Breitbandanschlüssen mit hohen Übertragungsraten im vergangenen Jahr zugenommen. So ist die Anzahl der Anschlüsse mit Übertragungsgeschwindigkeiten von mindestens 100 MBit/s um rund 44 Prozent gestiegen, allerdings ausgehend von einem relativ niedrigen Niveau. Demgegenüber sank der Bestand an Breitbandanschlüssen mit Datenraten von weniger als zehn Mbit/s deutlich.

Verteilung der vermarkteten Bandbreiten bei Festnetz-Breitbandanschlüssen
Verteilung der vermarkteten Bandbreiten bei Festnetz-Breitbandanschlüssen (Bild: Bundesnetzagentur)

Die Bedeutung von Bündelangeboten im Festnetz habe weiter zugenommen, stellt die Bundesnetzagentur fest. Solche Bündelangebote beinhalten derzeit neben dem breitbandigen Zugang in das Internet auf Basis eines Breitbandanschlusses weitere Telekommunikationsdienste wie Festnetz-Telefonie, Fernsehen sowie Mobilfunk. Derartige Angebote stellen mittlerweile das Standardangebot dar. Folglich sei für Neukunden ein Einzelbezug der zuvor genannten Dienste oftmals nur noch erschwert möglich.

Bis zum Ende des ersten Quartals 2015 konnten die Deutsche Telekom AG und ihre Wettbewerber insgesamt etwa 29,5 Mio. festnetzbasierte Bündelangebote vermarkten. Mit ca. 22,0 Mio. bzw. etwa 7,1 Mio. stellen Bündelangebote mit zwei oder drei Diensten die am häufigsten nachgefragten Angebote dar.

Seit dem Jahr 2011 stagniert die Gesamtentwicklung der DSL-Anschlüsse weitgehend. Während die Deutsche Telekom AG ihre Position mit rund 12,6 Mio. geschalteten DSL-Anschlüssen wieder leicht ausbauen konnte, waren bei den Wettbewerbsunternehmen geringe Verluste in Vergleich zum Vorjahr zu beobachten. Zusammen entfielen auf die alternativen Anbieter etwa 10,9 Mio. Anschlüsse (2014: ca. elf Mio.), die entweder direkt oder indirekt an eigene Endkundinnen und -kunden vermarktet wurden. Hieraus resultierte Ende 2015 ein Vermarktungsanteil von ca. 46 Prozent.

Entwicklung der DSL-Anschlüsse
Entwicklung der DSL-Anschlüsse (Bild: Bundesnetzagentur)

Durchschnittliches Datenvolumen steigt auf 31 GB pro Monat

Das durchschnittliche Datenvolumen pro Nutzer lag im Festnetz bei 31 GB pro Monat (2014: 27 GB). Das Gesamtvolumen im Festnetz stieg an auf 11,5 Milliarden GB (2014: 9,5 Milliarden). Auch im Mobilfunk erhöhte sich das Datenvolumen stark. Im Jahr 2015 wurden über 591 Millionen GB an Daten über die Mobilfunknetze übertragen. Die Anzahl von SIM-Karten in UMTS- und LTE-fähigen Endgeräten wuchs von 52,6 Millionen Geräten im Jahr 2014 auf 74,3 Millionen im Jahr 2015.

Telefonanschlüsse und Telefonzugänge

Die Sprachkommunikation über klassische Telefonanschlüsse (Analog/ISDN) einerseits sowie über DSL- und HFC-Netze andererseits entwickelte sich in den vergangenen Jahren gegensätzlich. Während die Telefonie über DSL und HFC zunahm, wurde der klassische Telefonanschluss weniger genutzt. Die Telefonie über Glasfaserzugänge (FTTB/FTTH) bezeichnet die Bundesnetzagentur als »immer noch marginal«. Insgesamt verringerte sich die Nachfrage nach Zugängen zur Sprachkommunikation in den Festnetzen leicht.

In den Festnetzen gab es im Jahr 2015 schätzungsweise 14,7 Mio. VoIP-Zugänge über DSL-Anschlüsse - ein Plus von 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies resultierte vor allem aus den Umstellungen bei der Deutsche Telekom AG. So reduzierten sich die Bestände an im Jahr 2014 noch am häufigsten genutzten Analoganschlüssen auf etwa 9,5 Mio. sowie an ISDN-Basisanschlüssen auf ca. 5,9 Mio. Die Gesamtanzahl der ISDN-Primärmultiplexanschlüsse (ISDN-PMx) stagnierte bei ca. 87.000. Die Anschlüsse des klassischen Festnetzes werden nach und nach durch IP-basierte Technologien ersetzt, die inzwischen einen Anteil von etwa 58 Prozent erreichen. Der Gesamtbestand an öffentlichen Telefonstellen (Münz- und Kartentelefone) lag zum Jahresende 2015 bei rund 29.000.

Gesprächsminuten in Festnetzen

Das über herkömmliche Telefonnetze sowie IP-basierte Netze abgewickelte Gesprächsvolumen ist weiterhin rückläufig. Im Jahr 2015 sind nach Einschätzung der Bundesnetzagentur insgesamt etwa 141 Mrd. Gesprächsminuten über Festnetze geführt worden. die Bundesnetzagentur führt die zunehmende Verlagerung der Gespräche in die Mobilfunknetze als Ursache für den Rückgang auf. Daneben habe in den letzten Jahren die Nutzung von mobilen Kommunikationsdiensten über das Internet (Over-the-top-Dienste) zugenommen.

Über alternative Anbieter mittels Call-by-Call sowie Preselection indirekt geführte Gespräche hatten bis Ende 2015 nach ersten Prognosen mit insgesamt vier Mrd. Minuten noch einen Anteil von etwa sechs Prozent am Gesamtvolumen der über Wettbewerber abgewickelten Gespräche. Im Vorjahr lag dieser Anteil bei ca. sieben Prozent.

Trotz rückläufiger Preselection-Einstellungen im Netz der Deutsche Telekom AG übertrifft das im Rahmen von Preselection geführte Sprachvolumen weiterhin die über Call-by-Call geführte Verkehrsmenge. Die Zahl der Preselection-Einstellungen lag bei 0,9 Mio. Ende 2014. Schätzungsweise noch 0,7 Mio. Kundinnen und Kunden der Deutsche Telekom AG waren Ende 2015 fest auf einen alternativen Anbieter voreingestellt.

Über alternative Anbieter geführte Gesprächsminuten
Über alternative Anbieter geführte Gesprächsminuten (Bild: Bundesnetzagentur)

Teilnehmeranschlussleitung

Die Zahl der von Wettbewerbern der Deutsche Telekom AG angemieteten Teilnehmeranschlussleitungen (TAL) ist weiter rückläufig und reduzierte sich im Jahr 2015 gegenüber dem Vorjahr um ca. 0,7 Mio. Leitungen. Insgesamt waren Ende 2015 rund 8,1 Mio. TAL angemietet. Ursächlich für die rückläufige Entwicklung ist zum einen die Verlagerung der Vorleistungsnachfrage zu Bitstrom- und Resaleprodukten der Deutsche Telekom AG. Zum anderen greifen Endkunden zunehmend auf Angebote der Kabelanbieter zurück.

Steigende Daten-Nutzung im Mobilfunk

Ende 2015 betrug der von den Netzbetreibern veröffentlichte SIM-Karten-Bestand 113,8 Mio. Davon entfallen ca. 6,6 Mio. der SIM-Karten auf die Datenkommunikation zwischen Maschinen (M2M). Damit entfallen auf jeden Einwohner in Deutschland statistisch gesehen ca. 1,4 Mobilfunk-Karten. Zweit- und Drittgeräte sind aber nicht ständig in Gebrauch, sodass die Anzahl der ausschließlich aktiv genutzten SIM-Karten geringer ist.

Beim Telefonieren über das Mobilfunknetz haben die Deutschen 2015 mehr Gespräche geführt als in den Jahren zuvor. Insgesamt wurden im Inland 115 Mrd. abgehende Minuten gezählt.

Immer mehr mobiles Datenvolumen

Das mobile Datenvolumen steigt weiter stark an. 2015 wurden laut Bundesnetzagentur 591 Mio. GB an Daten über die Mobilfunknetze übertragen (2014: 395 Mio. GB). Um mobile Datenübertragungsdienste zu nutzen, wurden noch einmal erheblich mehr SIM-Karten in UMTS- und LTE-fähigen Endgeräten verwendet. 74,3 Mio. waren es Ende 2015 gegenüber 52,6 Mio. Geräten im Vorjahr.

Anzahl der SMS sinkt weiter

Die zunehmende Digitalisierung beeinflusst auch die Geschäftsmodelle der etablierten Telekommunikationsunternehmen immer stärker. Auch im letzten Jahr nutzen immer weniger Verbraucher den Kurznachrichtendienst (SMS). Die Zahl der versendeten SMS verringerte sich im Jahr 2015 auf 16,6 Milliarden. Im Vorjahr waren es noch 22,3 Milliarden, 2012 noch fast 60 Milliarden. »Immer mehr Kunden greifen auf Messaging-Dienste, wie WhatsApp, Viber oder Skype zurück. Die Bedeutung der SMS sinkt«, so Homann.

Anzahl der SMS sinkt weiter
Anzahl der SMS sinkt weiter (Bild: Bundesnetzagentur)

Bundesnetzagentur für Verbraucher

Immer komplexer werdende Informations- und Kommunikationstechnologien, vielfältige Geschäftsmodelle sowie unseriöse Praktiken führten auch im Jahr 2015 zu vielen Anfragen beim Verbraucherservice der Bundesnetzagentur. Insgesamt seien bei der Bundesnetzagentur im Jahr 2015 rund 178.000 Verbraucheranfragen und Beschwerden im Bereich Telekommunikation eingegangen, so die Behörde. Das sind etwa 21.000 mehr als 2014.

Im Mittelpunkt standen Probleme beim Anbieterwechsel und Fragen zu Vertragsinhalten sowie Rufnummernmissbrauch. Ab der zweiten Jahreshälfte 2015 deutet das Beschwerdeaufkommen zu Problemen beim Anbieterwechsel erstmals auf Verbesserungen der Wechselprozesse hin. Wegen unerlaubter Telefonwerbung und Rufnummernunterdrückung hat die Behörde im letzten Jahr Bußgelder von insgesamt 467.350 Euro verhängt.

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