Bundesnetzagentur: Mehr Glasfaseranschlüsse und mehr Datenvolumen

Jahresbericht Telekommunikation 2022 veröffentlicht

05. Juni 2023

Die Bundesnetzagentur hat ihren Jahresbericht zu Aktivitäten und Regulierungsentscheidungen im Bereich Telekommunikation veröffentlicht. Der Bericht enthält auch aktuelle Zahlen zur Entwicklung des Telekommunikationsmarktes. Wir fassen die wichtigsten Daten für Sie zusammen.

Bundesnetzagentur
Bundesnetzagentur in Bonn (Foto: tarif4you.de)

Glasfaseranschlüsse

Zum Jahresende 2022 stieg die Verbreitung aktiver Glasfaseranschlüsse mit den beiden Zugangsvarianten FttH und FttB auf 3,4 Millionen. Damit seien im Vergleich zum Ende 2021 ca. 800.000 weitere Glasfaseranschlüsse hinzu gekommen. Rund 2,4 Millionen Anschlüsse entfielen auf FttH (71 Prozent) und rund 1,0 Millionen auf FttB (29 Prozent). Die Zahl der mit FttH/FttB versorgten bzw. unmittelbar erreichbaren Endkunden (Homes Passed) hat sich nach Berechnungen der Bundesnetzagentur auf rund 13,1 Millionen erhöht (Vorjahr: 8,9 Millionen).

Auch die Nachfrage nach solchen Anschlüssen hat sich laut Bundesnetzagentur erhöht. Dies sei auch der Grund, dass der Anteil der aktiven FttH/FttB-Anschlüsse (Homes Activated) an den gesamten aktiven Breitbandanschlüssen in Festnetzen von 7,1 Prozent im Jahr 2021 auf 9,1 Prozent zum Jahresende 2022 gestiegen sei, so die Behörde weiter. Die dennoch geringe Verbreitung solcher Anschlüsse ist im Wesentlichen auf den hohen Versorgungsgrad mit bestehenden leistungsfähigen Infrastrukturen (VDSL-Vectoring und HFC-Netze) zurückzuführen, erklärt die Bundesnetzagentur. Für die kommenden Jahre wird erwartet, dass sich der FttH/FttB-Anteil deutlich erhöhen wird.

Breitbandanschlüsse im Festnetz

Die Anzahl der vertraglich gebuchten Breitbandanschlüsse stieg laut Bundesnetzagentur bis zum Jahresende 2022 auf insgesamt rund 37,5 Millionen Anschlüsse (2021: 36,9 Millionen). Somit verfügten zu diesem Zeitpunkt ungefähr 91 Prozent der Haushalte in Deutschland über einen Breitbandanschluss. Mit einem Anteil von rund 66 Prozent (24,7 Millionen) basierte der Großteil der Breitbandanschlüsse weiterhin auf unterschiedlichen DSL-Technologien. Auf alle anderen Anschlussarten entfielen insgesamt etwa 12,8 Millionen Anschlüsse. Damit sank die Zahl von DSL-basierten Anschlüssen im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr zugunsten von Glasfaser-Anschlüssen.

Gesprächsminuten im Festnetz

Das über Festnetze abgewickelte Gesprächsvolumen war bis zum Jahr 2019 rückläufig. Nach einem Anstieg im ersten Pandemie-Jahr 2020 auf insgesamt etwa 104 Milliarden Gesprächsminuten folgte im zweiten Pandemie-Jahr 2021 mit ca. 93 Milliarden Gesprächsminuten ein Rückgang. Auch 2022 sind die Gesprächsminuten auf etwa 80 Milliarden weiter gesunken. Damit setzt sich der kontinuierliche Rückgang fort, der durch die Pandemie unterbrochen wurde.

Abgehende Gesprächsminuten im Festnetz 2022
Abgehende Gesprächsminuten im Festnetz (Grafik: Bundesnetzagentur)

Mit einem Anteil von etwa 97 Prozent (40 Milliarden Minuten) im Jahr 2022 ist der Großteil der Telefonie-Minuten im Festnetz wie in den Vorjahren Direktverkehr. Mittels Call-by-Call und Preselection indirekt geführte Gespräche erreichten im Jahr 2022 mit über einer Milliarden Minuten noch einen Anteil von knapp drei Prozent am Gesprächsvolumen der Wettbewerber (über ein Prozent des Gesamtvolumens). Rückläufige Preselection-Einstellungen im Netz der Deutschen Telekom AG haben im Jahr 2022 nach Einschätzung der Bundesnetzagentur dazu geführt, dass die über Call-by-Call geführte Verkehrsmenge auch in diesem Jahr das im Rahmen von Preselection geführte Sprachvolumen übertraf.

Von den insgesamt 80 Milliarden Gesprächsminuten verblieben im Jahr 2022 ca. 68 Milliarden Minuten innerhalb der nationalen Festnetze. Daneben wurden rund 10 Milliarden Minuten in nationale Mobilfunknetze und rund 2 Milliarden Minuten in ausländische Fest- und Mobilfunknetze geleitet. Die Anteile der Wettbewerber an diesen Gesprächsminuten beliefen sich auf etwa 51 Prozent (nationale Festnetze), 50 Prozent (nationale Mobilfunknetze) und 53 Prozent (Ausland).

Mobilfunk-Nutzer

Zum Ende des Jahres 2022 wurden nach Erhebungen der Bundesnetzagentur 104,4 Millionen SIM Karten aktiv genutzt. Karten für die Datenkommunikation zwischen Maschinen (Machine to Machine - M2M) sind in diesen Angaben nicht enthalten. Statistisch entfallen damit auf jede Einwohnerin bzw. jeden Einwohner etwa 1,2 Karten. Bei der Zählung von aktiv genutzten SIM-Karten werden nur solche Karten erfasst, über die in den letzten drei Monaten kommuniziert oder zu denen eine Rechnung in diesem Zeitraum gestellt wurde.

Die Verteilung der SIM-Karten auf Netzbetreiber und Serviceprovider/MVNO blieb im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr konstant. Die Netzbetreiber hatten einen Anteil von 77 Prozent der Karten (80,5 Millionen), die Serviceprovider/MVNO von 23 Prozent (23,9 Millionen) im Einsatz. Dagegen kam es bei den Vertragsarten zu einer leichten Veränderung von drei Prozentpunkten von Prepaid-Karten hin zu Postpaid-Karten. Damit entfielen 69 Prozent (72,5 Millionen) der SIM-Karten zum Jahresende 2022 auf Postpaid-Verträge und 31 Prozent (31,9 Millionen) auf Prepaid-Verträge, so die Bundesnetzagentur in ihrem Bericht.

Gesprächsminuten in Mobilfunknetzen

Über Mobilfunknetze im Inland wurden rund 159 Milliarden abgehende Gesprächsminuten geführt. Dies entspricht rund 126 Minuten monatlich je SIM-Karte. Erstmals werden annähernd doppelt so viele Gesprächsminuten über mobile Endgeräte als über das Festnetz generiert. Gründe hierfür seien unter anderem die Verbesserung der Sprachqualität und Netzabdeckung, Flatrates sowie die Festnetzabstinenz der jüngeren Generationen. Der leichte Rückgang bei den Gesprächsminuten im Mobilfunk von etwa zwei Prozent im Jahr 2022 dürfte mit einer Anpassung an das Nutzungsverhalten vor der Corona-Pandemie zu begründen sein.

Messenger- und Videokonferenzdienste und SMS

Insgesamt ist zu beobachten, dass die Bedeutung der klassischen Telekommunikationsdienste zugunsten von Messenger- und Videokonferenzdiensten zurückgeht. Im Jahr 2022 wurden von deutschen Nutzern mindestens 121 Milliarden Sprachtelefonie-Minuten sowie 143 Milliarden Videotelefonie-Minuten über Messenger- und Videokonferenzdienste geführt. Damit übersteigt das Volumen in diesen Bereichen jeweils das Telefonievolumen im Festnetz.

Die Beliebtheit dieser Dienste zeigt sich nicht nur an den Gesprächsminuten, sondern ist auch anhand der Nutzerzahlen erkennbar. Im Jahr 2022 meldeten die Anbieter von Messenger- und Videokonferenzdiensten ca. 225 Millionen monatlich aktive Nutzer in Deutschland. Das entspricht rechnerisch in etwa 3,5 parallel verwendeten Diensten pro Nutzer.

Die Nutzung des Kurznachrichtendienstes (SMS) war seit ihrem Höhepunkt im Jahr 2012 mit 59,8 Milliarden durch die zunehmende Verbreitung von internetfähigen Smartphones und der Einführung von Instant-Messaging-Diensten stetig rückläufig. Nach einem kurzfristigen Anstieg im Jahr 2021 auf 7,8 Milliarden SMS hat sich im Jahr 2022 der rückläufige Trend weiter fortgesetzt. Die Anzahl der SMS sank auf 5,8 Milliarden Damit wurden im Durchschnitt pro aktiver SIM-Karte monatlich rund fünf SMS versendet, im Jahr zuvor betrug die Anzahl rund sechs Kurznachrichten.

Mehr Datenvolumen im Festnetz und Mobilfunknetz

Im Jahr 2022 wurde in Deutschland ein Datenvolumen von insgesamt 121 Milliarden GB in Festnetzen übertragen. Seit dem Jahr 2019 ist in etwa ein Anstieg von rund 20 Milliarden GB pro Jahr zu verzeichnen.

Auch das mobile Datenvolumen steigt weiter steil an. Während zum Jahresende 2021 das Datenvolumen 5.457 Millionen GB betrug, lag es nach aktuellen Erhebungen der Bundesnetzagentur Ende 2022 bei 6.714 Millionen GB. Dies entspricht einer Zuwachsrate von 23 Prozent. Der überwiegende Teil (94 Prozent) des Datenverkehrs wurde dabei über LTE realisiert.

Entwicklung des Datenvolumens im Festnetz 2022
Entwicklung des Datenvolumens im Festnetz (Grafik: Bundesnetzagentur)

Quellen: Mitteilung der Bundesnetzagentur und Jahresbericht 2022

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