Deutsche Telekommunikation verliert den Anschluss

McKinsey & Company fordert mehr Investitionen

27. Januar 2006
Deutschland investiert seit Jahren weit unterdurchschnittlich in die Telekommunikationsinfrastruktur und droht besonders bei der Glasfaser-Zukunftstechnologie international den Anschluss zu verpassen. Allein um die Lücke zum OECD-Durchschnitt zu schließen, sind zusätzliche Investitionen von etwa 6,5 Mrd. Euro jährlich notwendig. Sie könnten bis zu 130.000 neue Arbeitsplätze schaffen und ein zusätzliches Bruttoinlandsprodukt in Höhe von bis zu 7,6 Mrd. Euro bedeuten. Dies sind Ergebnisse einer internationalen Studie der Unternehmensberatung McKinsey & Company zur Zukunft der Telekommunikationsbranche.

Besonders kritisch seien Investitionen in Glasfaserleitungen. Sie übertragen Daten um ein Vielfaches schneller als herkömmliche Breitbandkabel und ermöglichen unter anderem den Empfang von hochauflösendem Fernsehen (HDTV). Eine Ursache für den Rückstand bei diesen VDSL-Verbindungen sei in erster Linie die aktuelle Regulierungspolitik, die den Zugang zu den Netzen regelt und europaweit zu heftigen Diskussionen zwischen Betreibern und der EU-Kommission führt.

Große Unternehmen der Branche, darunter auch die Deutsche Telekom, die die erforderlichen Milliarden-Investitionen bewältigen könnten, zögern angesichts der Unsicherheit hinsichtlich der Zugangsrechte von Konkurrenten. Sie fürchten um eine angemessene Kapitalrendite, wenn sie nicht selbst bestimmen können, unter welchen Voraussetzungen sie Wettbewerber in ihre Netze lassen. In dynamischen Märkten wie der Telekommunikation sind aber Anzeize für Innovations- und Wettbewerbsvorsprünge unverzichtbar, so die McKinsey-Untersuchung.

In Deutschland betrugen die Investitionen mit 72 Euro pro Kopf nur halb so viel wie im OECD-Durchschnitt und etwa ein Drittel der Ausgaben von Japan (214 Euro) oder Großbritannien (196 Euro). In den USA wurden im selben Zeitraum 261 Euro investiert. «Mit seinem kostenbasierten Regulierungsansatz bietet Deutschland keinen Anreiz für größeres Engagement der Unternehmen», so Jürgen Meffert, Director bei McKinsey und einer der Autoren der Studie.

Die McKinsey-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine weitere Regulierung zu anhaltender Stagnation auf dem Telekommunikationssektor in Europa führen würde. «Andere Länder wie die USA oder Schweiz zeigen, dass Deregulierung zu mehr Wettbewerb, niedrigeren Preisen, zusätzlichen Angeboten und enormen Produktivitätssteigerungen führt, was positive Effekte für die gesamte Wirtschaft hat», so Meffert. Deshalb plädiert er für ein System, das sich stärker auf Marktmechanismen als auf Regulierung stützt, um so den volkswirtschaftlich dringend notwendigen Infrastrukturauf- und -ausbau zu fördern.

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