Bundesnetzagentur: Tätigkeitsbericht Telekommunikation 2020/2021

Aktuelle Marktentwicklung in Zahlen

16. Dezember 2021

Die Bundesnetzagentur hat ihre Tätigkeitsberichte 2020 / 2021 aus den Bereichen Telekommunikation und Post vorgestellt. Das deutsche Telekommunikationsnetz biete ein gutes Versorgungsniveau, so die Behörde. Die steigenden Investitionen haben dazu geführt, dass sich die Breitbandversorgung in Deutschland verbessert hat. Neben den Zahlen zur Marktentwicklung hat die Bundesnetzagentur auch die Zahlen zu eigenen Tätigkeiten, unter anderem zum Beispiel zu Schlichtung bei Beschwerden zum Rufnummernmissbrauch, veröffentlicht. Wir fassen einige der Themen aus dem Bericht für Sie zusammen.

Bundesnetzagentur
Bundesnetzagentur in Bonn (Foto: tarif4you.de)

Breitbandausbau im Festnetz

Die Zahl der Breitbandanschlüsse hat sich in letzter Zeit kontinuierlich erhöht. Laut Bundesnetzagentur waren für über 62 Prozent der Haushalte Mitte des Jahres Gigabit-Geschwindigkeiten verfügbar; sogar annähernd 90 Prozent hatten Zugang zu Anschlüssen mit 100 MBit/s. Für etwa zwei Drittel der Haushalte stehen Kabel-Anschlüsse zur Verfügung, die durch technische Aufrüstung immer höhere Datenraten übertragen können.

Mitte des Jahres waren 7,5 Millionen Endkunden mit FTTH/B Anschlüssen versorgt bzw. unmittelbar mit solchen erreichbar. Beim Ausbau reiner Glasfasernetze bis in die Gebäude und Wohnungen besteh aber weiterhin Nachholbedarf, so die Behörde weiter.

Anzahl von Breitbandanschlüssen im Festnetz bis Q2/2021
Anzahl von Breitbandanschlüssen im Festnetz (Grafik: Bundesnetzagentur)

Die Anzahl der vertraglich gebuchten Breitbandanschlüsse stieg bis zum Ende des ersten Halbjahres 2021 auf insgesamt rund 36,5 Millionen. Mit einem Anteil von rund 70 Prozent (25,4 Millionen) basierte der Großteil der Breitbandanschlüsse weiterhin auf unterschiedlichen DSL-Technologien. Auf alle anderen Anschlussarten entfielen insgesamt etwa 11,1 Millionen Anschlüsse. Hier wurden die meisten Zugänge auf Basis von HFC-Netzen (ca. 8,8 Millionen) realisiert, schreibt die Bundesnetzagentur in ihrem Bericht. Auf Glasfaserleitungen, die bis in die Wohnung oder ins Haus der Kunden reichen (FTTH/FTTB), beruhten rund 2,3 Millionen Anschlüsse. Weniger als 0,1 Millionen Anschlüsse verteilten sich insgesamt auf funkbasierte Technologien (BWA), Festverbindungen sowie Satellit.

Datenvolumen steigt weiter an

Das auf Basis von Breitbandanschlüssen in Festnetzen übertragene Datenvolumen nimmt weiterhin rasant zu. Bis Ende 2020 wurden insgesamt rund 81 Milliarden GB von den Verbrauchern genutzt. Dies entsprach zu diesem Zeitpunkt pro Anschluss im Durchschnitt einem monatlichen Datenvolumen von ca. 187 GB. In dieser Zahl ist das Datenvolumen im Rahmen des internetbasierten Fernsehangebots (IPTV) der Deutschen Telekom nicht enthalten.

Das durch die Covid-19-Pandemie bedingte veränderte Nutzungsverhalten der Verbraucher führte unter anderem dazu, dass sich das festnetzbasierte Gesamtvolumen im Berichtszeitraum nochmals deutlich gegenüber den Vorjahren steigerte, so die Bundesnetzagentur. Für das Jahr 2021 wird ein Datenvolumen von insgesamt etwa 100 Milliarden GB erwartet. Umgerechnet auf die einzelnen Anschlüsse in Festnetzen würde dies einem durchschnittlichen Datenverbrauch von ca. 225 GB pro Anschluss und Monat entsprechen.

Telefonanschlüsse und Sprachtelefonie im Festnetz

Die Anzahl der Zugänge zur Sprachkommunikation in den Festnetzen blieb in den letzten Jahren relativ konstant. Im Jahr 2020 betrug der Gesamtbestand an Telefonanschlüssen und Telefonzugängen 38,4 Millionen und erhöht sich nach vorläufigen Berechnungen der Bundesnetzagentur im Jahr 2021 leicht auf etwa 38,6 Millionen. Inzwischen seien die Zugänge im Festnetz fast vollständig IP-basiert.

Seit der Öffnung des Telekommunikationsmarktes konnten die Wettbewerber ihren Anteil an der Gesamtzahl aller Telefonanschlüsse und Telefonzugänge jährlich steigern. Allerdings schwächten sich die Zuwächse in den letzten Jahren ab. Nach einer Schätzung der Bundesnetzagentur für das Jahr 2021 werden ca. 55 Prozent (21,2 Millionen) des Gesamtbestands auf die Wettbewerber und ca. 45 Prozent (17,4 Millionen) auf die Deutsche Telekom AG entfallen.

Gesprächsminuten in Festnetzen

Das über Festnetze abgewickelte Gesprächsvolumen an Inlandsverbindungen, an Verbindungen in nationale Mobilfunknetze sowie an Verbindungen in ausländische Fest- und Mobilfunknetze war bis zum Jahr 2019 rückläufig. Nach einem Anstieg im ersten Pandemie-Jahr 2020 auf insgesamt etwa 104 Milliarden Gesprächsminuten wird nach Einschätzung der Bundesnetzagentur auch im zweiten Pandemie-Jahr 2021 mit ca. 102 Milliarden Gesprächsminuten erneut ein im Vergleich zu 2019 höheres Gesprächsvolumen erwartet.

Abgehende Gesprächsminuten in Festnetzen
Abgehende Gesprächsminuten in Festnetzen (Grafik: Bundesnetzagentur)

Vom Gesamtvolumen werden im Jahr 2021 nach vorläufigen Berechnungen rund 52 Milliarden Gesprächsminuten (ca. 51 Prozent) auf die Deutsche Telekom AG entfallen. Das über Wettbewerber geführte Gesprächsvolumen wird nach Einschätzung der Bundesnetzagentur ebenfalls von ca. 51 Milliarden Minuten im Jahr 2020 auf etwa 50 Milliarden Minuten im Jahr 2021 sinken. Mit einem Anteil von etwa 96 Prozent (48 Milliarden Minuten) im Jahr 2021 ist der Großteil dieser Minuten wie in den Vorjahren Direktverkehr. Mittels Call-by-Call und Preselection indirekt geführte Gespräche erreichen im Jahr 2021 nach ersten Prognosen mit insgesamt fast 2 Milliarden Minuten noch einen Anteil von ca. 2 Prozent des Gesamtvolumens. Rückläufige Preselection-Einstellungen im Netz der Deutschen Telekom AG haben im Jahr 2021 nach Einschätzung der Bundesnetzagentur dazu geführt, dass die über Call-by-Call geführte Verkehrsmenge erstmals das im Rahmen von Preselection geführte Sprachvolumen übertrifft.

Mobilfunk

Nach den Erhebungen aus dem Mobilfunkmonitoring der Bundesnetzagentur liegt die Versorgung mit 4G Ende Oktober 2021 in der Fläche bei knapp 96 Prozent. Im Zuge der Aktualisierung wurde auch erstmalig die 5G-Netzabdeckung dargestellt. Demnach werden mit dem neusten Mobilfunkstandard bereits über 53 Prozent der Fläche versorgt.

Mitte des Jahres 2021 wurden laut Bundesnetzagentur 105,2 Millionen SIM-Karten aktiv genutzt. M2M-Karten sind in diesen Angaben nicht enthalten. Statistisch entfallen damit auf jeden Einwohner etwa 1,3 Karten. Bei der Zählung von aktiv genutzten SIM-Karten werden nur solche Karten erfasst, über die in den letzten drei Monaten kommuniziert wurde oder zu denen eine Rechnung in diesem Zeitraum gestellt wurde.

Bei der Verteilung der SIM-Karten sei eine leichte Verlagerung von Serviceprovidern zu Netzbetreibern festzustellen, so die Bundesnetzagentur weiter. Zum Ende des ersten Halbjahres 2021 waren 77 Prozent der Karten (80,6 Millionen) bei den Netzbetreibern im Einsatz im Vergleich zu 75 Prozent (80,2 Millionen) Ende 2020. Auch bei den Vertragsarten kam es zu einer leichten Veränderung. Während 67 Prozent (72,4 Millionen) Postpaid-Karten zum Jahresende 2020 im Einsatz waren, betrug deren Anteil 66 Prozent (69,4 Millionen) zum Ende des ersten Halbjahres 2021.

Auf die Datenkommunikation zwischen Maschinen (M2M) entfielen 40,6 Millionen Karten zum Ende des ersten Halbjahres 2021 (Ende 2020: 36,0 Millionen). Der Anstieg um knapp 13 Prozent in nur einem Halbjahr dürfte auf eine weiterhin steigende Nachfrage nach Smart-Home- und IoT-Anwendungen zurückzuführen sein, so die Behörde in ihrem Bericht.

Im LTE-Netz waren 68,9 Millionen der aktiv genutzten SIM-Karten Ende des ersten Halbjahres 2021 eingesetzt. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Teilnehmerzahl um über 8 Prozent gestiegen. Sprachtelefondienste werden im LTE-Netz zunehmend über Voice over LTE (VoLTE) realisiert. Die Anzahl der aktiven Nutzer, die über ein VoLTE-fähiges Endgerät in Kombination mit einem entsprechenden Mobilfunkvertrag verfügen, stieg nach Angaben der Bundesnetzagentur von 45,7 Millionen zum Jahresende 2020 auf 52,9 Millionen zum Ende des ersten Halbjahres 2021.

Das mobile Datenvolumen steigt weiter steil an. Während zum Jahresende 2020 das Datenvolumen 3.972 Millionen GB betrug, erwartet die Bundesnetzagentur nach vorläufigen Berechnungen zum Ende des Jahres 2021 einen Anstieg auf etwa 5.163 Millionen GB.

Die Nutzung des Kurznachrichtendienstes SMS ist weiter rückläufig. Im Jahr 2020 wurden 7,0 Milliarden SMS versendet, zum Jahresende 2019 waren es noch 7,9 Milliarden SMS. Die Bundesnetzagentur führt diesen Rückgang auf die Verbreitung von Smartphones und die daraus resultierende Popularität von Messaging-Diensten zurück.

Datenvolumen im Mobilfunk
Datenvolumen im Mobilfunk (Grafik: Bundesnetzagentur)

Versendete Kurznachrichten per SMS
Versendete Kurznachrichten per SMS (Grafik: Bundesnetzagentur)

Im Jahr 2020 wurden über Mobilfunknetze im Inland rund 155 Milliarden abgehende Gesprächsminuten geführt. Der Erwartungswert für das Jahr 2021 liege laut Bundesnetzagentur bei fast 176 Milliarden abgehenden Gesprächsminuten. Das Gesprächsvolumen im Mobilfunk übersteigt inzwischen das über Festnetze abgewickelte Volumen von voraussichtlich 102 Milliarden Minuten im Jahr 2021 deutlich.

Die Wachstumsrate der Mobiltelefonie beträgt im Jahr 2020 ca. 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese starke Erhöhung sei auch durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie bedingt, die zu einer Steigerung des mobilen Sprachverkehrs geführt haben. Für das Jahr 2021 ist nach vorläufigen Berechnungen der Bundesnetzagentur mit einer weiteren Steigerung von 13 Prozent zu rechnen.

Beschwerden zum Rufnummernmissbrauch

Bis Ende November 2021 seien bei der Bundesnetzagentur 138.480 schriftliche Beschwerden und Anfragen zum Rufnummernmissbrauch eingegangen (Vorjahreszeitraum: 84.340). Besonders viele Beschwerden – über 30.000 – betrafen unverlangt zugesendete Werbefaxe mit denen insbesondere der Verkauf von Corona-Schnelltests oder Masken beworben wurde. Darauf hat die Bundesnetzagentur mit Abschaltungsanordnungen und Untersagungsverfügungen reagiert.

Im Bereich SMS-Spam seien über 45.000 Beschwerden eingegangen. Hauptsächlich handelte es sich um SMS von angeblichen Paketdiensten, in denen Empfänger auf einen Link tippen sollen. Die Folge können schädliche Apps, Massen-SMS und Abofallen sein. Die Bundesnetzagentur hat frühzeitig gewarnt und Handlungsempfehlungen veröffentlicht. Dem Großteil der Betroffenen ist so kein finanzieller Schaden entstanden.

Zu sogenannten Ping-Anrufen (rund 5.000 Beschwerden) und Drittanbieter bzw. Abo-Fallen im Mobilfunk (rund 350 Beschwerden) sind die Beschwerdezahlen stark zurückgegangen bzw. befinden sich weiter auf niedrigem Niveau.

Die Tätigkeitsberichte sind auf den Webseite der Bundesnetzagentur unter www.bundesnetzagentur.de/berichte veröffentlicht.

Quelle: Mitteilung der Bundesnetzagentur und Tätigkeitsbericht Telekommunikation 2020/2021

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