Meinungen zur Entscheidung der Regulierungsbehörde

Unternehmen kritisieren Entscheidungen der Regulierer

30. April 2003
Wie wir bereits berichtet haben, hat die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) Rahmenbedingungen für den weiteren Ortsnetzwettbewerb neu festgelegt. Dadurch sollen nun die Preise für die Zuführung im Ortsnetz angehoben werden und der Preis für für die Nutzung der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) soll fallen. Mehrere betroffene Unternehmen und Unternehmensverbände haben zu dieser Entscheidung nun ihre Stellung genommen.

«Die Regulierungsbehörde hat leider eine Entscheidung gegen den Wettbewerb im Ortsnetz und damit gegen die Interessen der Verbraucher getroffen», kritisiert Roman Schwarz, Vice-President TELE2 Central Europe, die Entscheidung der Regulierer. «Der Zuschlag von 0,4 Eurocent ist ein herber Rückschlag für den gerade gestarteten Wettbewerb». Genau so sieht es auch Thomas Rühmer, Mitglied der Geschäftsleitung der 01051 Telecom GmbH: «Jahrelang haben die Verbraucher auf preisgünstige Angebote für Ortsgespräche gewartet. Kaum gibt es sie, sorgt die Regulierungsbehörde für einen Preissprung zurück auf Telekom-Niveau». Bestraft würden jetzt genau die Unternehmen, die für das Angebot von Ortsgesprächen umfassend in eigene Infrastruktur investiert hätten. Die Anbieter haben die Entscheidung des Gesetzgebers konsequent umgesetzt und die nötigen Investitionen zur Zusammenschaltung an 475 Ortspunkten für ein bundesweites Angebot im Ortsnetz getätigt. Jetzt werden die Mitbewerber der Deutschen Telekom AG abgestraft und sollen auch noch Einnahmeausfälle des Ex-Monopolisten kompensieren. Die Anbieter wollen nun rechtliche Schritte gegen diese Entscheidung prüfen.

Auch beim Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), der mehr als 40 private Telekommunikationsunternehmen repräsentiert, findet die Regulierer-Entscheidung keine Unterstützung: Zum einen sieht VATM seine Mitglieder nach der Entscheidung der Regulierungsbehörde weiterhin mit unangemessen hohen Kosten für die TAL-Nutzung der Telekom belastet: Denn trotz einer leichten Absenkung der TAL-Preise von 12,48 auf 11,80 Euro monatlich werden die Wettbewerbsunternehmen auch weiterhin für das Anmieten des blanken Kabels zum Endkunden kaum weniger an die DTAG zu zahlen haben als die Kunden der Telekom für den kompletten analogen Anschluss. Zum anderen sieht es bei Preiserhöhung für Call-by-Call und Preselection im Ortsnetz nicht besser: «Die Situation der privaten Anbieter hat sich praktisch nicht verbessert», bedauert Tomas Eilers, für diese Sparte zuständiges Präsidiumsmitglied des VATM. Was ursprünglich als Instrument zur Unterstützung der City-Carrier gedacht war, wird nun der Telekom Millionen in die Kasse spülen.

Die freenet.de AG geht einen anderen Weg und begrüßt die von der RegTP bekannt gegebenen Beschlüsse unter Berücksichtigung der von der Deutschen Telekom AG der Reg TP vorgelegten Unterlagen zum Nachweis eines Anschlussdefizits. «Unter diesen Voraussetzungen sind dies ausgewogene Entscheidungen, die dem Wettbewerb genügend Spielraum lassen, sich zu entwickeln», so Eckhard Spoerr, Vorstandsvorsitzender der freenet.de AG. «Damit wird sich der «Wilde Westen» im Ortsnetzbereich schnell auflösen, und nachhaltige Geschäftsmodelle werden sich durchsetzen», bekräftigt Spoerr weiter.

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