Telefonieren per Internet bedroht das UMTS-Geschäft

Übertragung von Sprache als Datenpakete bringt weniger Umsatz

25. Juni 2004
Telefonieren mit dem Internet-Protokoll, so genanntes Voice over IP (VoIP), bedroht nach Meinung der Unternehmensberatung Mummert Consulting das Geschäft mit der Sprachtelefonie im neuen UMTS-Netz. Denn UMTS bietet hohe Datenübertragungsraten, die sich auch für Sprachübertragung via VoIP nutzen lassen. Der Vorteil für die Kunden: Die Übertragung von Sprache als Datenpaket ? beispielsweise mit einer UMTS-Datenkarte ? ist in den meisten Fällen deutlich günstiger als ein Telefonat mit einem Handy.

So bietet beispielsweise ein UMTS-Anbieter die Sprachübertragung per UMTS für 29 Cent pro Minute an. Wird Sprache hingegen als Datenpaket gesendet, betragen die Minutenpreise etwa zwölf Cent. Den Mobilfunkprovidern drohen dadurch Umsatzeinbußen im UMTS-Geschäft von 60 Prozent, so die Einschätzung von Mummert Consulting. Während die Netzbetreiber nach technischen Möglichkeiten suchen, VoIP über UMTS zu verhindern, entwickeln Drittanbieter bereits Lösungen für das paketvermittelte mobile Telefonieren.

Auch klassische Festnetztelefone werden in immer mehr Unternehmen durch IP-Telefone ersetzt. Durch VoIP können schon kleine und mittelgroße Unternehmen bis zu 30 Prozent Kosten einsparen. Noch größere Kosteneinsparungen sind vor allem bei Unternehmen mit vielen Niederlassungen und weit verzweigtem Filialnetz möglich. Bei kaum einer anderen IT-Investition ist der Return on Investment so schnell möglich.

Neben den geringeren Übertragungsgebühren trägt vor allem die verwendete Standard-Hardware zu den Einsparungen bei. Technisch ist es längst nicht mehr notwendig, Telefon- und Datennetz in einem Unternehmen zu trennen. Daher kann die Netztechnik beispielsweise vom IT-Support mitbetreut werden. Auch die Kosten für komplizierte und zeitaufwändige Wartungsarbeiten an Telefonanlagen entfallen. Darüber hinaus betragen die Anschaffungskosten für eine IP-basierte Telekommunikationslösung nur etwa die Hälfte einer klassischen Telefonanlage.

Derzeit nutzen 13 Prozent der deutschen Unternehmen VoIP. Und 43 Prozent der Unternehmen überlegen, ein Pilotprojekt zur Datentelefonie zu starten. Für 39 Prozent der Fach- und Führungskräfte bei Festnetzbetreibern wird das Thema mittelfristig stark an Bedeutung gewinnen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie «Branchenkompass Telekommunikation» von Mummert Consulting und dem F.A.Z.-Institut.

Obwohl VoIP auch das Festnetzgeschäft angreift, macht selbst die T-Com, die Festnetztochter der Deutschen Telekom, ihren Unternehmenskunden entsprechende Angebote. Bis zum Jahr 2012 will das Unternehmen die gesamte Sprachtelefonie in Deutschland kostengünstig über Datenleitungen abwickeln. Dabei ist die Sprachqualität ? in der Vergangenheit die Achillesferse der IP-Telefonie ? heute mit der Qualität eines ISDN-Telefonats vergleichbar.

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