Telekom: Fragen und Antworten zum Ende der Flatrate

Infos zu Datenvolumen, Netzneutralität und anderen DSL-Anbietern

23. April 2013

Mit der Ankündigung, Drosselung bei DSL-Anschlüssen einzuführen, hat die Deutsche Telekom am Montag heftige Diskussionen ausgelöst. Zum einen sind einige Fragen zum geplanten Wechsel von Flatrates zu Volumentarifen offen geblieben. Zum anderen fragen sich viele, ob andere Anbieter vielleicht auch nachziehen und ebenfalls DSL-Anschlüsse bei hohem Datenverbrauch drosseln werden. Und natürlich gibt es viel Kritik wegen Gefährdung der Netzneutralität durch die neue Tarifstruktur.

Telekom veröffentlicht Fragen und Antworten

Telekom-Zentrale bei Nacht

Die Deutsche Telekom hat nun eine Liste von Fragen und Antworten veröffentlicht, Welche die geplante Tarifänderungen erklären sollen. Größtenteils werden hier die angekündigten Änderungen der Tarifstruktur für Internetanschlüsse im Festnetz noch einmal erklärt. Also die gleichen Informationen, wie bereits bei der Ankündigung, erneut wiedergegeben. Gleichzeitig ist die Telekom auf einige weitere Fragen eingegangen.

Mit der Einführung der Geschwindigkeitsbremse will die Telekom ja den den Kunden mit sehr hohem Datenaufkommen künftig mehr berechnen. Gleichzeitig weist das Unternehmen den Vorwurf der Abzocke ab: »Von Abzocke kann keine Rede sein, die meisten Kunden werden von der Volumenbegrenzung nicht betroffen sein«. Vorteil der neuen Volumentarife soll sein, dass damit in Zukunft nur die Kunden mehr zahlen müssen, die tatsächlich mehr Volumen beanspruchen, erklärt die Telekom. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Kunden heute im Schnitt 15 bis 20 Gigabyte (GB) im Monat verbrauchen. Das soll »neben dem Surfen im Netz und dem Bearbeiten von Mails« auch »für zehn Filme in normaler Auflösung plus drei HD-Filme, plus 60 Stunden Internetradio, plus 400 Fotos und 16 Stunden Online-Gaming« ausreichen. Viele Nutzer halten diese Beispiel-Nutzung jedoch für zu wenig und gehen von viel mehr Aktivität im Netz und damit deutlich mehr Datenvolumen aus. Mit der Ankündigung am Montag hat die Telekom bereits einen Grund für die Einführung der Drosselung genannt:

»Das Datenvolumen im Netz nimmt rapide zu: Nach Expertenschätzung wird es sich bis 2016 vervierfachen. Dann sollen 1,3 Zettabyte Daten (eine Zahl mit 20 Nullen) pro Jahr übertragen werden. Deshalb müssen die Netze kontinuierlich ausgebaut werden. Eine flächendeckende Glasfaserinfrastruktur würde bis zu 80 Mrd. Euro kosten.«

Die Frage nach Netzneutralität

Netztechnik

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Gefährdung der Netzneutralität. Dabei geht es darum, dass Datenpakete im Internet gleichberechtigt übertragen werden sollen, »unabhängig davon, woher diese stammen, [...] was Inhalt der Pakete ist und welche Anwendung die Pakete generiert hat« (Definition). Die Telekom hat angekündigt, dass die Nutzung des IPTV-Angebotes Entertain und die Sprachtelefonie über den Telekom-Anschluss nicht auf das integrierte Volumen angerechnet werden.

Die Deutsche Telekom sieht in diesen beiden Angeboten »Managed Services«, die in »einer höheren und gesicherten Qualität produziert und vom Kunden gesondert bezahlt werden«. »Reguläre Internetdienste« sollen dagegen diskriminierungsfrei nach dem »Best-Effort«-Prinzip behandelt werden, also »so gut es die zur Verfügung stehenden Ressourcen ermöglichen«. Das soll auch auch für Internetdienste der Telekom gelten. Diese Formulierung wirft allerdings eine neue Frage auf: Was sind die »regulären Internetdienste« und wer legt deren Definition fest? Gehören Video-on-Demand Dienste und Online-Videotheken, wie Maxdome, MyVideo, Lovefilm, Mediathek von ARD und ZDF, und Telefonie-Dienste wie Skype auch dazu? Dessen Nutzung wird künftig auf das Datenvolumen für die Drosselung angerechnet, das nicht extra erhältliche Entertain-Paket jedoch nicht, was neben der Netzneutralität auch wettbewerbsrechtliche Fragen offen lässt.

Netzneutralität gesetzlich festschreiben?

Die Ankündigung der Deutschen Telekom hat auch Politiker auf den Plan gerufen. So sieht der netzpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Lars Klingbeil, einen »gesetzgeberischen Handlungsbedarf zur Sicherung der Netzneutralität«. Die aktuellen Vorhaben würden die Netzneutralität massiv gefährden. »Jetzt rächt sich, dass die schwarz-gelbe Koalition bei der Sicherung der Netzneutralität allein auf den Markt setzen wollte«, schreibt Klingbeil. Daher müsse die Netzneutralität »endlich gesetzlich verankert werden«.

Volumentarife und Zubuchoptionen

DSL-Drosslung auf 384 kBit/s ab 75 GB Datenvolumen

Interessanterweise hat die Telekom das Wort Flatrate kein einiges Mal genutzt. Das Unternehmen spricht nur von Volumentarifen, die künftig angeboten werden. Im Vergleich zur bisherigen Entwicklung von Internettarifen sieht dies wie ein Rückschritt aus. Die Kunden bekommen also ein festes Datenvolumen im Monat und können danach nur mit »DSL-Light« Geschwindigkeit (maximal 384 kBit/s) surfen, welche zu Beginn der DSL-Anschlüsse in wenig ausgebauten Gebieten angeboten wurde. Wer mehr Datenvolumen mit voller Geschwindigkeit braucht, soll künftig eine Volumen-Option hinzu buchen können. Die Details der Zubuchoptionen will die Telekom allerdings erst mit der tatsächlichen Umsetzung der Geschwindigkeitsbegrenzung bekannt geben, welche ja für 2016 geplant ist.

Eine offene Frage bleibt auch hier noch: Die Telekom hat zwar die Download-Geschwindigkeit nach der Drosselung kommuniziert, jedoch nicht die Upload-Geschwindigkeit. Gerade wenn Nutzer Daten auch ins Netz laden, etwa bei Cloud-Diensten, spielt diese eine wichtige Rolle.

Was machen andere DSL-Anbieter?

Wenn die Deutsche Telekom eine so radikale Änderung seiner DSL-Tarife ankündigt, werden die anderen Anbieter vielleicht mitziehen? Bereits am Montag Abend hieß es im Blog Netzpolitik.org, dass auch Vodafone der Deutschen Telekom folgen und eine Drosselung der DSL-Anschlüsse einführen würde. Das Blog beruft sich auf »eine verlässliche Quelle« und schreibt auch, die Deutsche Telekom stünde in Verhandlungen mit anderen Marktteilnehmern, »um nicht alleine diesen Schritt zu gehen«. Am Dienstag Mittag hat Vodafone solche Pläne via Twitter dementiert: »Aktuell haben wir keine Pläne, die DSL-Geschwindigkeit unserer Kunden nach bestimmtem Verbrauch zu drosseln«. Das Wort »aktuell« hört sich allerdings nicht sehr beruhigend an.

Vodafone Tweet zu angeblich geplanten DSL-Drosselung

Viele andere Anbieter von Breitband-Anschlüssen haben explizit bestätigt, dass sie keine Pläne für eine künftige Einführung Drosselung von DSL-Anschlüssen haben. Auf werdrosselt.de werden derzeit die Angaben der Anbieter zu dieser Frage gesammelt. Interessant ist auch, dass Telekom-Tochter congstar keine Volumen-Begrenzung bei (V)DSL-Anschlüssen einführen will:

Congstar Tweet zu angeblich geplanten DSL-Drosselung

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