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Call-by-Call: Anbieter befürchten das Aus per EU-Empfehlung
Tele2 und VATM setzen sich für Erhalt von Call-by-Call und Preselection ein
Mit der Öffnung des Telekommunikationsmarktes 1998 wurde Call-by-Call bekannt und beliebt. Das Wählen von sogenannten Sparvorwahlen war lange Jahre fast die einzige Möglichkeit, beim Telefonieren zu sparen. Auch heute nutzen Schätzungen zufolge sechs bis sieben Millionen Deutsche nach wie vor aktiv Call-by-Call Dienste. Doch nun droht dem Markt per EU-Empfehlung das Aus. Darauf weisen der Branchenverband VATM und der Call-by-Call Anbieter Tele2 hin.
In diesem Jahr will die Europäische Kommission eine neue Empfehlung abgeben, welche Bereiche des Telekommunikationsmarktes nach wie vor reguliert und welche dem freien Wettbewerb überlassen werden sollen. Die Empfehlung der Europäischen Kommission könnte lauten: Call-by-Call und Preselection müssen nicht mehr per Gesetz reguliert und ermöglicht werden. Und damit würden diese flexiblen Sparmöglichkeit verschwinden. Denn die Bundesnetzagentur, die in Deutschland für die letzte Entscheidung zuständig ist, folgt in der Regel der Empfehlung der EU-Kommission, so VATM und Tele2.
»Die Teilmärkte der Telekommunikationsbranche, in denen aktuell die Möglichkeit von Call-by-Call und Preselection geregelt ist, dürfen auf keinen Fall der De-Regulierung zum Opfer fallen«, appelliert Oliver Rockstein, Geschäftsführer von Tele2 Deutschland, an die Gesetzgeber. »Das hätte eine Re-Monopolisierung der Deutschen Telekom zur Folge. Mit erheblichen Nachteilen für die Verbraucher und den gesamten Wettbewerb in Deutschland«.
Call-by-Call noch lange nicht vom Markt verschwunden
Auch wenn heutzutage viele Telefonnutzer entweder Flatrates für Anrufe ins deutsche Festnetz nutzen oder gar bei einem alternativen Anbieter als die Deutsche Telekom sind - Call-by-Call ist noch lange nicht vom Markt verschwunden. Verschiedene Studien von VATM zeigen, dass die Anzahl der regelmäßigen und aktiven Call-by-Call- und Preselection-Nutzer bei sechs bis sieben Millionen liege. Im Jahr 2013 telefonierten die Deutschen rund 25 Millionen Minuten pro Tag über Call-by-Call oder Preselection.
Besonders bei Auslandsgesprächen bietet Call-by-Call die besten Möglichkeiten zum Sparen. Und wird auch viel dafür genutzt. »So werden zum Beispiel rund ein Drittel aller Auslandsgesprächsminuten über Call-by-Call geführt«, wie Dieter Elixmann, Senior Consultant bei WIK-Consult, erläutert.
»Fällt die Verpflichtung Call-by-Call anzubieten weg, wird Millionen von Menschen in Deutschland die Chance genommen, beim Telefonieren zu sparen. Angebote wie Flatrates oder Internet-Telefonie werden diese Lücke nicht schließen können. Vor allem ältere Menschen sind oft mit neuen Technologien überfordert und verlassen sich auf Call-by-Call«, warnt Tele2-Geschäftsführer Oliver Rockstein.
Das Unternehmen appelliert aus diesem Grund an die Gesetzgeber, Call-by-Call und Preselection weiter zu ermöglichen. Auch VATM kritisiert die mögliche Deregulierung in diesem Bereich:
»Es kann nicht sein, dass die europäische Politik bestimmt, welche Produkte vom Verbraucher bevorzugt und genutzt werden dürfen«, so VATM-Präsident Knauer. »In fast allen EU-Ländern besteht ebenso wie in Deutschland aktuell Regulierungsbedürftigkeit für Markt 1 und vor allem für Markt 2. Für Deutschland gilt dies auch für die absehbare Zukunft. [...] Die Streichung der Märkte 1 und 2 aus der Regulierung würde auf eine Monopolstellung der Telekom hinauslaufen«, unterstreicht VATM-Präsident Knauer und führt weiter aus: »Es darf keine einseitige Politik zugunsten eines Marktmodells oder gar eines Marktteilnehmers geben. Nur die gesunde Mischung aus kleineren und großen Unternehmen, aus Dienste- und Infrastrukturwettbewerb wird Deutschland als Wirtschaftsstandort voranbringen können.«