Newsticker
- Vodafone schaltet 5G Standalone bundesweit frei
- Mobilfunk-Shops im connect-Test: Telekom gewinnt in Deutschland
- 1&1 bietet drei neue Unlimited-Tarife ab 9,99 Euro monatlich an
- Deutsche Bahn und Deutsche Telekom verbessern Mobilfunkempfang im Zug
- O2 Telefónica erreicht 1,7 GBit/s mit 5G-Standalone
- Vodafone: Glasfaser-Angebote für mehr als 11 Millionen Haushalte
- Urteil: Pauschale Gebühr für Ersatz-SIM-Karte ist unzulässig
- O2 Telefónica ermöglicht 5G-Roaming in 90 Ländern
- Samsung Galaxy S24 FE vorgestellt
- AVM: Jan Oetjen wird neuer CEO beim FRITZ!Box-Hersteller
Warnung per Cell-Broadcast im Katastrophenfall soll kommen
Telekom, Bitkom und Politik zur aktuellen Debatte
Nach der Hochwasser-Katastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen wird in Deutschland die Einführung von Cell-Broadcast für den Versand von Warnnachrichten diskutiert. Die Telekom hat sich für die Einführung eines solchen Warnsystems in Deutschland ausgesprochen und direkt angeboten, am Aufbau des Systems zu beteiligen. Auch der Branchenverband Bitkom spricht für weitere Meldewege im Katastrophenfall. Auch aus der Politik kommt inzwischen die Zustimmung.
Telekom spricht sich für Warnung per Cell-Broadcast aus (Bild: Deutsche Telekom)
Was ist Cell-Broadcast?
Cell-Broadcast ist ein Mitteilungsdienst in Mobilfunknetzen. Dabei werden kurze Textnachrichten an Handys geschickt. Cell Broadcast ist allerdings keine SMS. Im Gegensatz zur normalen SMS erfolgt dabei nicht ein individueller Versand von einer Rufnummer zu einer anderen Rufnummer, sondern die Nachricht wird als »Rundfunk« von einer Stelle an alle Mobiltelefone innerhalb einer Funkzelle oder einer Gruppe von Funkzellen im jeweiligen Mobilfunknetz parallel zugestellt. Dadurch funktioniert der Versand auch in stark ausgelasteten Mobilfunkzellen. Damit können Warnmeldungen zum Beispiel bei lokalen Ereignissen an alle Handy-Nutzer in den betroffenen Regionen geschickt werden.
Über Cell-Broadcast lassen sich Textnachrichten mit bis zu 1395 Zeichen versendet. So können sie auch differenzierte Warnungen und Verhaltenshinweise enthalten. Die Darstellung auf dem Handy unterscheidet sich je nach Modell und Betriebssystem. In der Regel werden die Nachrichten deutlich sichtbar auf dem Startbildschirm als Mitteilung dargestellt und meistens mit einem lauten Ton signalisiert.
Ein weiterer Vorteil von Cell-Broadcast: Die Nachrichten ist im Grundsatz auf allen, auch älteren Handys empfangbar. Es sind weder ein Smartphone noch eine besondere App erforderlich. Allerdings muss der Empfang von Cell-Broadcast-Nachrichten auf manchen Handys in den Einstellungen aktiviert werden.
Wie steht es um Datenschutz bei Cell-Broadcast?
Cell-Broadcast versendet Nachrichten an alle Handys in einer Mobilfunkzelle unabhängig von der Rufnummer . Somit erfolgt die Warnung im Hinblick auf die Empfänger anonym. Der Absender sollte eine berechtigte und zuständige öffentliche Behörde sein, die für den Inhalt und das Zielgebiet der Nachricht verantwortlich ist.
In welchen Netzen funktioniert Cell-Broadcast?
Damit Cell-Broadcast funktioniert, müssen hierzulande einige Vorbereitungen getroffen werden. Grundsätzlich können alle Mobilfunknetze entsprechend aufgerüstet und Cell-Broadcast-fähig gemacht werden. Bisher wird Cell-Broadcast in Deutschland aber von den Behörden nicht für Warnungen eingesetzt und ist daher nicht verfügbar.
Die Telekom erklärt, dass zusätzlich ein »Cell Broadcast Center« implementiert werden muss. Darüber kann dann zielgerichtet der Versand von Warnmeldungen angestoßen werden. Zudem muss das System gegen Angriffe Dritter geschützt werden, um den Versand falscher Meldungen zu vermeiden.
In welchen Ländern wird Cell-Broadcast bereits eingesetzt?
In einigen Ländern wird Cell-Broadcast ergänzend zu anderen Verfahren für öffentliche Katastrophen-Warnungen genutzt. In Japan wird über die zum Beispiel vor Tsunamis gewarnt. Auch die USA, die Niederlande und weitere Staaten haben solche Systeme für die Warnung der Bevölkerung im Einsatz.
Ergänzung bei Katastrophenwarnungen
»Der Katastrophenschutz in Deutschland muss dringend um weitere Meldewege erweitert werden, um alle Menschen zuverlässig und zeitnah bei Gefahrenlagen warnen zu können«, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Die bisher eingesetzten Warn-Apps »Katwarn« und »NINA« reichen dafür bislang leider nicht aus. Ein Grund sei, dass zu wenig Menschen diese Apps installiert haben. Weiterhin erfolgt die Warnung über die Apps über die Mobilfunknetze, die im Katastrophenfall bereits überlastet sein können. So werden nicht alle Betroffenen rechtzeitig erreicht.
»Im Katastrophenfall müssen Massen von Menschen unverzüglich und verständlich informiert werden. Sirenen können Aufmerksamkeit schaffen, aber keine Handlungsempfehlungen geben. Die notwendigen Informationen können zumindest alle Menschen mit Handy über Cell-Broadcast-Systeme erreichen, ohne besondere App«, so Berg weiter. Er fordert: »Die zuständigen Behörden sollten umgehend den Dialog mit den Netzbetreibern und Telekommunikationsunternehmen anstoßen, um Cell-Broadcast auch in Deutschland zu implementieren. Dabei muss allen Beteiligten aber bewusst sein, dass gerade ein besonders vulnerabler Teil der Gesellschaft auch über Cell-Broadcast nicht erreicht werden kann. 12 Prozent der Menschen in Deutschland verfügen über kein Handy.«
Inzwischen kommt auch die Zustimmung aus der Politik. So sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer am Freitag gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio, er habe die Einführung des »Cell-Broadcast« in Auftrag gegeben. Der CSU-Politiker betonte dabei, dass er »Cell Broadcast« nur als Ergänzung zu den bestehenden Warnmitteln betrachte: »Die Warnung der Bevölkerung muss klappen, auf allen Kanälen. Wenn man nachts geweckt wird, muss man sofort wissen, was passiert ist und wie man sich verhalten soll«. Die Textnachricht könne Sirenen, Apps und den Rundfunk ergänzen. Einen genaueren Zeitplan gibt es allerdings noch nicht. So müssen noch rechtliche Fragen geklärt und technische Spezifikationen festgelegt werden.
Quellen (unter anderem): Mitteilung von Bitkom, Mitteilung der Deutschen Telekom