5G-Mobilfunknetze: Komponenten von Huawei und ZTE fliegen raus

Bundesregierung schließt Verträge mit Telekommunikationsunternehmen

16. Juli 2024

Schon lange wird darüber diskutiert, dass chinesische Komponenten aus Kernbereichen der deutschen Mobilfunknetzen entfernt werden sollen. Nun hat sich die Bundesregierung mit den deutschen Mobilfunkanbietern Telekom, Vodafone und Telefónica geeinigt: In 5G-Kernnetzen dürfen bis spätestens Ende 2026 keine Komponenten von Huawei und ZTE mehr eingesetzt werden. Das hat das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) bekannt gegeben. In den 5G-Zugangs- und Transportnetzen sollen bis spätestens Ende 2029 die kritischen Managementsysteme der beiden Hersteller ersetzt werden.

Mobilfunk-Turm mit mehreren Antennen
5G-Mobilfunknetze: Komponenten von Huawei und ZTE müssen entfernt werden (Bild: iStock.com/Stefano_Carnevali)

»Wir haben die Risiken durch kritische Komponenten chinesischer Hersteller in deutschen 5G-Mobilfunknetzen sehr genau geprüft«, betonte Innenministerin Faeser auf der Pressekonferenz im Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI).

Nach umfangreichen Ermittlungen habe das BMI für die Bundesregierung in den vergangenen Wochen individuelle Verhandlungen mit den Mobilfunkbetreibern Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica geführt. Nach der nun erzielten Einigung werden nun öffentlich-rechtliche Verträge mit allen drei Betreibern unterzeichnet.

Die Verträge verpflichten die Mobilfunkbetreiber, bis spätestens Ende 2026 keine kritischen Komponenten der Hersteller Huawei und ZTE mehr in ihren 5G-Kernnetzen einzusetzen. Außerdem sind die Mobilfunkbetreiber verpflichtet, bis Ende 2029 die kritischen Funktionen der 5G-Netzwerkmanagementsysteme der Hersteller Huawei und ZTE in ihren Zugangs- und Transportnetzen des 5G-Mobilfunknetzes durch technische Lösungen anderer Hersteller zu ersetzen. Das gelte für die 5G-Netze überall in Deutschland und nicht beschränkt auf einige wichtige Standorte.

Die Bundesregierung hat in ihrer Nationalen Sicherheitsstrategie beschlossen, kritische Infrastrukturen wie die öffentlichen 5G-Mobilfunknetze besser zu schützen und Abhängigkeiten von einzelnen Zulieferern zu verringern. Insbesondere die Telekommunikationsnetze sind vor hybriden und Cyberangriffen zu schützen, die schnell zu einer existentiellen Bedrohung werden können. Um kritische Verwundbarkeiten und Abhängigkeiten zu vermeiden, soll daher auf vertrauenswürdige Hersteller gesetzt werden, heißt es zur Begründung.

Für die Mobilfunk-Unternehmen ist die Vereinbarung zum Umgang mit kritischer Infrastruktur im Mobilfunk sicherlich technisch herausfordernd. Aber sie sei machbar und auch nach Ansicht von Vodafone der richtige Weg nach vorne, erklärt der Düsseldorfer Anbieter. Vodafone sieht die Vereinbarung auch als zukunftssichere Lösung, um die Entwicklung von Open Ran Technologien weiter voranzutreiben. Damit werde mehr Vielfalt im Anbietermarkt geschaffen und am Ende mehr Auswahl, Unabhängigkeit und Wettbewerb um die besten Netz-Komponenten in Deutschland.

Auch O2 Telefónica begrüßt die Vereinbarung: »Der weitere Ausbau von Deutschlands Mobilfunknetzen zum Wohle aller kann nur im Schulterschluss von Staat und Wirtschaft gelingen. Deutschlands Verbraucherinnen und Verbraucher vertrauen auf starke und gleichzeitig sichere Netze, überall wo sie leben, arbeiten und unterwegs sind. Diesen Anspruch erfüllt die zwischen dem Bundesinnenministerium und den Netzbetreibern getroffene Vereinbarung für noch resilientere Netze«, so Markus Haas, CEO O2 Telefónica. Es gibt nun einen eindeutigen Fahrplan für Modernisierungen bei definierten Netzelementen. Diese Klarheit sei wichtig und sorgt für Verlässlichkeit.

Auch Huawei hat sich zum Abschluss des Prüfverfahrens von 5G-Komponenten nach §9b BSI-Gesetz in einem ersten Statement geäußert: »Huawei Deutschland hat sich in den vergangenen 20 Jahren als verlässlicher Lieferant innovativer und sicherer Telekommunikationstechnologien in Deutschland etabliert. Es gibt nach wie vor keinerlei nachvollziehbare Belege oder plausible Szenarien, dass Huaweis Technologie in irgendeiner Form ein Sicherheitsrisiko darstellen würde.« Das Unternehmen will weiterhin konstruktiv und offen mit Partnern und Kunden zusammenarbeiten, um gemeinsam Verbesserungen und Fortschritte im Bereich der Cybersicherheit zu erzielen und den Aufbau der Mobilfunknetze und die Digitalisierung in Deutschland zu beschleunigen, heißt es weiter.

Quellen: Mitteilungen des BMI, Vodafone, O2 Telefónica und Huawei Deutschland

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