Keine Verpflichtung mehr zu Call-by-Call für die Telekom?

Sparvorwahlen sollen weiter erhalten bleiben

10. Juli 2019

Kommt bald das Ende von Call-by-Call? Die Befürchtungen gab es schon länger. Denn die EU-Kommission hatte bereits im vergangenen Jahr entschieden, dass Call-by-Call und Preselection im europäischen Binnenmarkt keine wichtige Rolle mehr spielen und weitgehend in Europa durch Internetkommunikation abgelöst worden sind. Nun soll auf die Regulierung in diesem verzichtet werden. Das Ende der entsprechenden Verpflichtung in diesem Bereich sieht zumindest der heute veröffentlichte Entscheidungsentwurf der Bundesnetzagentur (BNetzA) vor, der nun von der Branche kommentiert werden kann.

Telefonieren mit Call-by-Call
Keine Verpflichtung mehr zu Call-by-Call für die Telekom? - Günstiges Telefonieren im Festnetz soll erhalten bleiben (Bild: tarif4you.de)

Die Regulierungsbehörde sehe keine Notwendigkeit mehr, die Deutsche Telekom AG zur Bereitstellung von Call-by-Call und Preselection zu verpflichten, wird der Konsultationsentwurf zitiert. Somit entfällt die erforderliche Grundlage für die Sparvorwahlen. Das sei ein Super-GAU, so Tele2. Der Telekommunikationsanbieter, der selbst einen Dienst über die Vor-Vorwahl 01013 betreibt, kämpft gegen die Abschaffung von Call-by-Call.

Tele2 plädiert seit Jahren dafür, die Grundlage für Sparvorwahlen zu erhalten und kritisiert daher den neuesten Entwurf der BNetzA. Die Bundesnetzagentur hätte den Forderungen der Europäischen Kommission auf keinen Fall nachgeben dürfen und die Besonderheiten des deutschen Telekommunikationsmarktes schützen sollen, so das Unternehmen. Auch der VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner kritisiert den Entwurf. Die EU-Kommission hätte die Besonderheiten des deutschen Marktes nicht ausreichend berücksichtigt, heißt es in der Mitteilung des Verbandes.

Auch wenn die Nutzung von Call-by-Call immer weiter zurück geht, werden noch etwa 5 Milliarden Minuten über 010-Vor-Vorwahlen oder über Preselection vertelefoniert. Die Sparvorwahlen haben hierzulande seit der Liberalisierung des Markts 1998 erheblich zu verbraucherfreundlichen Preisen beigetragen. Insbesondere bei Telefonaten ins Ausland können die Nutzer damit viel Geld sparen. So sind derzeit Preise von unter einem Cent pro Minute in mehrere Länder üblich. Bei Gesprächen in den Mobilfunk kann der Kunde per Call-by-Call künftig weiterhin bis zu 90 Prozent einsparen.

Die EU hat entschieden, dass seit dem 15. Mai 2019 alle Anrufe ins europäische Ausland sowohl im Festnetz als auch mobil nur noch maximal 19 Cent (zzgl. MwSt.) kosten dürfen, also maximal 22,61 Cent pro Minute (inkl. MwSt.). Bei einem Wegfall von Call-by-Call wäre aber nicht nur die Sparmöglichkeit für die Bürger entfallen, die diese Vorwahlen nutzen – mangels Wettbewerb dürften auch für viele andere Kunden die Preise in Richtung der von der EU genehmigten 22 Cent anziehen, warnt der VATM bereits seit dem letzten Jahr.

Doch es sei auch eine Lösung in Sicht. Verschiedene Anbieter und auch Fachverbände wie der VATM würden seit einigen Monaten Verhandlungen mit der Deutschen Telekom intensiv vorantreiben. Ziel sei es, Sparvorwahlen auch in den kommenden Jahren anbieten zu können. »Es zeichnet sich ab, dass wir eine belastbare vertragliche Grundlage für den Markt gefunden haben, von der die Verbraucherinnen und Verbraucher weiterhin profitieren können«, so Jürgen Grützner. Auch Tele2 sei zuversichtlich, dass die Branche hier bald eine Lösung präsentieren kann - im Sinne aller Verbraucher in Deutschland.

Quellen: Mitteilungen von VATM und Tele2

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