freenet FUNK kündigt Vielnutzern

»Unlimited« Tarif wohl doch nicht so unlimitiert

23. Juli 2019

Mit freenet FUNK hat freenet im Mai 2019 einen interessanten Tarif gestartet: Kunden erhalten eine Allnet-Flat für Telefonie und SMS in alle deutschen Netze sowie unbegrenztes Datenvolumen. Gleichzeitig verzichtet der Anbieter auf lange Laufzeiten: Der Tarif wird täglich abgerechnet und kann auch täglich gekündigt oder pausiert werden. Doch der »unlimited«-Tarif scheint nicht so unlimitiert zu sein. In vielen Foren, auch bei freenet FUNK selbst, beklagen sich die Nutzer, dass der Anbieter ihnen den Tarif jetzt gekündigt hat. Der Grund soll die hohe Nutzung der Datenflat sein.

freenet FUNK

freenet FUNK bietet den »unlimited« Tarif für 0,99 Euro pro Tag an. Dabei soll das Datenvolumen unbegrenzt sein. Alternativ können Kunden sich für den 1GB-Tarif entscheiden und erhalten eben 1 GB Datenvolumen pro Tag - für 0,69 Euro. Der kleinere Tarif soll für ca. 30 GB pro Monat ausreichen; wer mehr braucht, soll den »unlimited«-Tarif buchen, heißt es auf der Website von freenet FUNK. Beide Tarife werden im LTE-Netz von Telefónica / O2 realisiert.

Nutzer, die jetzt eine Kündigung erhalten haben, berichtet in verschiedenen Foren und auf Facebook, dass sie teilweise zwischen 400 GB und 500 GB oder mehr Datenvolumen pro Monat übertragen haben. freenet begründet die Kündigungen damit, dass die Kunden »ihren Mobilfunkvertrag augenscheinlich vorsätzlich missbräuchlich verwendet haben«, schrieb ein Unternehmenssprecher an heise online. Dabei bezieht sich der Anbieter auf die Ziffer 5.8 der freenet Funk AGB. Hier heißt es (Stand: 23.07.2019):

»Der mobile Internetzugang kann/ darf nur mit Smartphones, Tablets oder sonstigen Geräten genutzt werden, die eine mobile Nutzung unabhängig von einem permanenten kabelgebundenen Stromanschluss ermöglichen (nicht z.B. in stationären LTE-Routern).«

Dazu gibt es von den Nutzern gleich zwei Kritik-Punkte. Zum einen habe der Support einigen Nutzern früher erklärt, dass sie freenet FUNK SIM-Karte auch in einem WLAN-Router nutzen können. Was jedoch viel wichtiger ist: Dieser Punkt in den AGB wurde anscheinend nachträglich ergänzt worden. Dazu schreibt freenet FUNK selbst:

»Die AGB wurden nicht zum Zweck dieser Kündigungen geändert sondern allein zur Konkretisierung der missbräuchlichen Nutzung. Es war vertraglich von vornherein klar ersichtlich, dass es sich bei freenet FUNK um ein Produkt für die mobile Nutzung handelt. Unmittelbar nach Livegang des Produktes erfolgte eine Anpassung der AGB zur Konkretisierung missbräuchlicher Nutzung.«

Was genaue eine »missbräuchliche Nutzung« ist, konkretisiert der Anbieter nicht. In mehreren Kommentaren auf Facebook heißt es seitens freenet FUNK:

»Eine definierte Menge an Datenvolumen ist nicht festgelegt. Die Richtlinie hier liegt in der mobilen Nutzung im normalen Rahmen. Natürlich sollen die Kunden ihren Tarif unbeschwert nutzen können. Bei einer normalen mobilen Nutzung, die dem gesunden Menschenverstand entspricht, braucht sich keine Kunde Sorgen um eine Kündigung zu machen. Freenet FUNK ist halt immer noch ein Mobilfunk-Produkt und kein DSL-Ersatz.«

Damit bleibt jedoch weiterhin unklar, wie freenet FUNK einen Missbrauch feststellt und was eine »normale mobile Nutzung« sein soll. Einige Nutzer berichten, dass sie mit dem »unlimited« Tarif Video-Streaming-Dienste unterwegs genutzt haben, was heutzutage ja üblich sein soll.

Dazu kommt, dass die Kündigung praktisch ohne Vorwarnung erfolgt ist. Rechtlich ist es in Ordnung, da die Tarife eine Laufzeit von nur einem Tag haben. Somit können auch beide Seiten den Vertrag entsprechend kurzfristig kündigen. Besonders hart ist es zudem für die Nutzer, die ihre Mobilfunknummer zu freenet FUNK portiert haben, die ja nun nicht erreichbar ist.

Nachtrag vom 24.07.2019

Inzwischen hat sich freenet FUNK nochmal zum Fall geäußert:

»Ja, es gab eine (im Verhältnis) kleine Anzahl an ordentlichen Kündigungen und auch die AGB wurden angepasst. Dies ist jedoch nicht passiert, um Kündigungen zu rechtfertigen, sondern schon deutlich früher, um mehr Transparenz in das Thema Missbrauch in den AGB zu bringen. Es geht uns um unser Produkt, von dem wir und der Großteil von Euch unfassbar überzeugt sind. Ja, wir bedauern es wirklich, wie es abgelaufen ist – da hätten wir einen besseren Weg finden können und werden an dieser Situation wachsen. Dennoch lag und liegt unser Fokus darauf, Euch diesen einmaligen Tarif anbieten zu können und das war eine enge Kiste. Das ist einer der Gründe, warum wir gegen missbräuchliche Nutzung vorgegangen sind und weiterhin auch vorgehen werden. Und hey, es geht hier immer noch um eine mobile Nutzung, versucht es ein bisschen mit Bedacht! Wir haben nun auch ein wenig Lehrgeld gezahlt und arbeiten daran, Euch weiterhin mit Unlimited mobilen Daten ohne jahrelange Vertragsbindung zu versorgen.«

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