Gigabitregion Stuttgart unterschreibt Kooperationsvertrag mit der Deutschen Telekom

174 Kommunen kooperieren beim Glasfaserausbau mit der Telekom

24. Mai 2019

Die Gigabit Region Stuttgart GmbH hat am 24. Mai 2019 mit der Deutschen Telekom einen Kooperationsvertrag unterschrieben. Das gab die Telekom am Freitag bekannt. Im Fokus des Gigabitprojekts steht der partnerschaftliche Ausbau des schnellen Glasfasernetzes. Das Ausbaugebiet umfasst derzeit 174 der insgesamt 179 Kommunen Kommunen in der Stadt Stuttgart sowie in den fünf benachbarten Landkreisen Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg und Rems-Murr. Weiterhin wollen die Partner in der Region das bestehende Mobilfunknetz sowie künftig das 5G Netz ausbauen.

Gigabitregion Stuttgart unterschreibt Kooperationsvertrag mit der Deutschen Telekom
Glasfasermonteur Sven Bühler zeigt Winfried Kretschmann und Vertretern der Landkreise sowie Telekom Vorstand Dirk Wössner, wie beim Spleißen die Glasfasern miteinander verbunden werden. (Bild: Deutsche Telekom)

Bereits im Juli 2018 hatte die Region Stuttgart mit der Telekom ihre gemeinsamen Ausbauziele bekannt gegeben: Bis zum Jahr 2025 soll allen Unternehmen ein Internetzugang per Glasfaser zur Verfügung stehen. Bis 2030 sollen 90 Prozent der Haushalte davon profitieren. In dem Ballungsraum leben rund 2,8 Millionen Menschen. Etwa 140.000 Unternehmen sind dort angesiedelt. Zu beachten: Böblingen, Göppingen, Sindelfingen, Schorndorf und Wangen sind nich dabei.

Der aktuelle Vertrag legt die grundsätzlichen Bedingungen der Kooperation fest. Im Beisein von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann und von Innen- und Digitalisierungsminister Thomas Strobl unterzeichnete am Freitag in Fellbach Hans-Jürgen Bahde, Geschäftsführer der Gigabit Region Stuttgart GmbH (GRS), den Kooperationsvertrag mit Dr. Dirk Wössner, Vorstand Telekom Deutschland und Walter Goldenits, Geschäftsführer Technologie Telekom Deutschland.

Ausbauplanung

Die Partner wollen bereits in den ersten Jahren in allen fünf Landkreisen das Netz ausbauen. Wann dies in welcher der 174 Kommunen in welchem Umfang geschieht, soll die jährliche Ausbauplanung festlegen. Die Kooperationspartner wollen diese nach mehreren Gesichtspunkten definieren. Maßgeblich seien beispielsweise die vorhandene Versorgung mit Bandbreite oder die Ausbaukosten, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung. Diese hängen unter anderem von der geografischen Struktur der Kommune ab. Wichtig sei auch, ob bereits Infrastruktur verfügbar ist.

Damit in den Städten und Gemeinden ausgebaut wird, muss sich vorab eine ausreichende Anzahl an Bürgern für einen Glasfaseranschluss entscheiden, so die Telekom weiter. Vor dem Ausbau ermittelt die Telekom daher den Bedarf durch die sogenannte Vorvermarktung. Dies sei bereits in sechs Städten erfolgt, in denen rund 25.000 Haushalte Glasfaseranschlüsse bis ins Haus bekommen können: Allmersbach im Tal, Stuttgart-Bad Cannstatt, Bempflingen, Ditzingen-Heimerdingen, Deggingen-Reichenbach im Täle und Weil der Stadt.

Nach den bisherigen Planungen aus aus dem letzten Jahr wird die Telekom bis zu 1,1 Milliarden Euro in den Ausbau im Festnetzbereich investieren. Die Region will ihrerseits für den wettbewerblichen Ausbau 500 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Das können auch Sachleistungen sein, etwa die bereits verlegten Glasfaserkabel oder Leerrohre sein.

Zweistufiges Organisationsmodell

Bei dem Projekt setzen die Partner auf ein zweistufiges Organisationsmodell. Die GRS koordiniert den gesamten Ausbau in der Region und steuert die Kooperation mit der Deutschen Telekom. Sie entwickelt einheitliche Prozesse und technische Standards. Zudem schließt die GRS Rahmen- und Musterverträge ab und vermittelt bei möglichen Konflikten zwischen Kommunen und Telekom. Die fünf beteiligten Landkreise hätten bereits eigene Zweckverbände gegründet, heißt es weiter. Gemeinsam mit der Landeshauptstadt und der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart bilden die fünf Zweckverbände die GRS. Die Zweckverbände beraten und begleiten die Kreiskommunen beim Ausbau. Sie unterstützen auch bei Förderanträgen. Zudem stellen sie Planungsdaten zur Verfügung. Beispielsweise indem sie ein zentrales Leerrohr-Management aufbauen und pflegen.

»Ein flächendeckendes glasfaserbasiertes und gigabitfähiges Breitbandnetz ist die künftige Lebensader für Innovation, Wirtschaftskraft und Lebensqualität. Deshalb begrüße ich die gemeinsame Initiative der Region Stuttgart und der Deutschen Telekom sehr, den umfassenden Ausbau mit einem ambitionierten, aber notwendigen Zeitplan umzusetzen«, sagte Winfried Kretschmann.

Kritik an der Kooperation

Es gibt allerdings auch Kritik an der Kooperation. Der BREKO-Verband begrüßt grundsätzlich das Ziel der Region Stuttgart, Haushalte und Unternehmen mit ultraschnellen Glasfaserleitungen bis in die Gebäude zu versorgen. Kritisch sieht der BREKO allerdings den »Exklusiv-Deal« zwischen der Wirtschaftsregion Stuttgart und der Telekom. Denn Dritte sollen zwar Zugang zu den künftigen Glasfasernetzen der Telekom erhalten, allerdings wohl nur auf Basis eines neuen Vorleistungsmodells des Konzerns, das Zugang nur unter bestimmten Bedingungen vorsieht. Laut BREKO sollen aller Marktteilnehmer zusammenspielen und den Glasfaserausbau im Rahmen von Kooperationen vorantreiben.

Weiterhin wird von vielen Seiten kritisiert, dass auch 2030 noch 10 Prozent aller Haushalte nicht über einen Glasfaseranschluss verfügen werden. Jörn Gutbier, Vorsitzender von diagnose:funk, bezeichnet Glasfasernetze als »die wichtigste Infrastruktur des 21. Jahrhunderts«. Die Umwelt- und Verbraucherorganisation fordert die Kommunen dazu auf, das Breitband-Glasfasernetz selbst aufbauen.

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