Reaktionen auf das Ende der 5G Frequenzauktion

Zusammenarbeit der Industrie und Politik gefordert

13. Juni 2019

Bereits direkt nachdem die 5G Frequenzversteigerung beendet wurde, haben sich die Mobilfunkanbieter zu den Ergebnissen und weiteren Schritten geäußert. Einige der Aussagen haben wir bereits im vorherigen Artikel erwähnt. hier fassen wir weitere Stimmen zum 5G ausbau in Deutschland zusammen.

Mobilfunk-Basisstation
Mobilfunk-Basisstation (Bild: Telefónica)

Bei der 5G-Frequenzauktion wurden Mobilfunkfrequenzen aus den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz versteigert. Die Mobilfunkanbieter Telefónica Deutschland, Telekom Deutschland, Vodafone und Drillisch konnten jeweils mehrere Frequenzblöcke ersteigern. Insgesamt zahlen die vier Unternehmen 6.549.651.000 Euro für die ersteigerten Mobilfunkfrequenzen.

Zu den größten Kritiken an dieser Auktion gehört, dass dieses Geld den unternehmen nun für den technischen Netzausbau entzogen wurde. Gleichzeitig müssen die Mobilfunkanbieter die strengen Auflagen für den Netzausbau erfüllen.

Telefónica: 3-Punkte-Plan für eine flächendeckende Mobilfunkversorgung

Von vielen Stellen wird nun die Politik aufgefordert, zusammen mit der Mobilfunkindustrie an einem Gesamtkonzept für die Mobilfunkinfrastruktur in Deutschland zu arbeiten. »Mit Abschluss der 5G-Auktion müssen Politik und Bundesnetzagentur nun umgehend weitere Weichen für einen effizienten 4G- und 5G-Ausbau stellen und bestehende Investitionshemmnisse aus dem Weg räumen«, so Markus Haas, CEO von Telefónica Deutschland. Das Unternehmen hat einen Tag nach dem Ende der Auktion einen 3-Punkte-Plan für das Gesamtkonzept Mobilfunk vorgelegt. Damit soll ein beschleunigter Ausbau der digitalen Infrastruktur »zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger Deutschlands« gelingen.

So sollte die Bundesnetzagentur bereits im Markt befindliche Flächenfrequenzen (bei 700 MHz, 800 MHz, 900 MHz), welche 2025 bzw. 2033 auslaufen, zügig für bundesweit investierende und mit entsprechenden Versorgungsauflagen in der Fläche beauftragte Netzbetreiber bis 2040 verlängern. Dies würde zu einer neuen Rechts- und Planungssicherheit für die Netzbetreiber führen und hier einen entsprechenden Investitionsimpuls auslösen. Damit könnten die Netzbetreiber schneller mobiles Breitband insbesondere in unterversorgte Regionen bekommen.

Weiterhin seien kommerzielle Kooperationen zwischen den Netzbetreibern wichtig. Hierzu zählt Telefónica insbesondere die gemeinsame Nutzung von sogenannter passiver Infrastruktur wie Mobilfunkmasten, der technische Betrieb dieser Anlagen sowie die Anbindung der Standorte mit Glasfaserleitungen. Der rechtliche Rahmen hierfür müsse auf marktwirtschaftlichen Vereinbarungen statt auf angeordneten Pflichten liegen, so das Unternehmen.

Schließlich spricht sich das Unternehmen für ein staatliches Mobilfunkausbau-Förderprogramm, wie es unlängst vom Bundesrat vorgeschlagen wurde. Damit sollen Versorgungslücken in der Haushalts- und Flächenversorgung geschlossen werden können, für die es nachweislich keine marktwirtschaftlichen Erschließungsmöglichkeiten durch die Netzbetreiber gibt. Die Erlöse der nunmehr beendeten Auktion und nicht abgerufene Mittel aus bestehenden Infrastrukturförderprogrammen bilden hierfür eine solide Finanzierungsbasis, so Telefónica weiter.

»Die politisch gewünschte Infrastruktur- und Preisentwicklung im Mobilfunk ist nicht durch eine staatliche Infrastrukturgesellschaft, nicht durch neue Roamingpflichten und auch nicht durch neue Strafkataloge erreichbar. Was Deutschland braucht, ist ein echtes Zusammenwirken von Staat und Netzbetreibern mit einer langfristigen Perspektive«, so Markus Haas weiter.

Vodafone: Deutschland braucht ein Reinvestitionsprogramm

Auch Vodafone CEO Hannes Ametsreiter spricht sich für eine investitionsfreundliche Politik aus. »Bei der Frequenz-Auktion wurden Milliarden investiert, die wir lieber in echte Mobilfunkmasten investiert hätten«, so Ametsreiter. Jetzt werde ein Reinvestitions-Programm benötigt, das die Branche gemeinsam mit der Politik ausarbeitet. Er spricht ein 5G-Bündnis an, bei dem die Netzbetreiber die Gelder, die in 5G-Frequenzen geflossen sind, in neue Mobilfunk-Stationen investieren können. »Das wäre ein riesiger zusätzlicher Schub für den Netzausbau«, so Ametsreiter weiter. Für die rund 6,6 Milliarden Euro, die in die Lizenzen geflossen sind, könnten mehr als 50.000 neue Mobilfunk-Stationen gebaut werden. »Mit diesen Mitteln könnten wir die Funkloch-Debatte in Deutschland ein für alle Mal beenden«, so Vodafone CEO.

Zu Beginn will Vodafone 5G vor allem in der Industrie nutzen. Die ersten Projekte im Live-Netz soll in Kürze starten. Außerdem will Vodafone 5G als Ersatz für langsames DSL aufs Land bringen.

VATM fordert einen runden Tisch von Marktteilnehmern und Politik

Auch der Branchenverband VATM fordert einen runden Tisch für optimierten Glasfaser- und Mobilfunk-Ausbau:

»Marktteilnehmer und Politik müssen nun sehr schnell und gemeinsam über einen deutlich optimierten Ausbau von Glasfaser- und Mobilfunknetzen sprechen. Wir brauchen eine integrierte Lösung, denn Glasfaserausbau und Mobilfunknetze dürfen nicht länger isoliert betrachtet werden. Vorrangig eigenwirtschaftlicher Ausbau und Förderung müssen besser ineinandergreifen. Die Auktion hat deutlich höhere Erlöse erzielt als die Politik selbst erwartet hat. Der Spielraum muss nun genutzt werden.«

Der Verband fordert eine »sinnvolle Koordinierung«, die den Ausbau sowohl im Festnetz als auch im Mobilfunk schneller vorantreibt und wirtschaftlich macht. Das noch immer in Arbeit befindliche Förderprogramm der Bundesregierung werde stärker als bisher den Ausbau von 5G-Netzen in den Fokus rücken müssen. Genau dafür werde ein runder Tisch benötigt - damit sich alle Marktteilnehmer über das beste Konzept für die Zukunft verständigen können und »Politik nicht losgelöst von der Wirtschaft Lösungen entwickelt, die sich in der Praxis nur schwer umsetzen lassen«.

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