Deutsche Telekom verliert Marktanteile im Ortsnetz

Hoher Umsatzrückgang durch Öffnung des Ortsnetzes erwartet

07. Juli 2003
In zwei Tagen ist es soweit: Telekom-Kunden können dann auch für Ortsgespräche einen alternativen Anbieter voreinstellen lassen. Seit Ende April sind Ortsgespräche bereits über die Anbieter-Vorwahlen von Gespräch zu Gespräch möglich (Call-by-Call). Damit würde die Deutsche Telekom nur noch Anschlüsse selbst anbieten, jedoch unter Umständen keine direkte Einnahmen mehr mit Telefongesprächen machen.

Der Telekom-Vorstand und Chef der Festnetzsparte T-Com, Josef Brauner, erwartet, dass die Ortsnetzöffnung seine Sparte in diesem Jahr etwa 50 Mio. Euro Umsatz koste. In den kommenden Jahren wird ein Rückgang von Einnahmen jährlich um das Doppelte bis Vierfache erwartet.

Noch lasse sich schwer kalkulieren, wie viel Marktanteil Preselection den Konzern koste, sagte Brauner in einem Gespräch mit FTD. Rund sechs Prozent Marktanteil habe die Telekom bisher über Call-by-Call im Ortsnetz verloren. Klar sei aber: «90 Prozent Marktanteil werden wir im Ortsnetz nicht halten können». Gleichzeitig erhoffen sich Konkurrenten der Telekom wie Arcor, Tele2 oder 01051 Telecom vom Start der zweiten Liberalisierungsstufe im Ortsnetz hohe Kunden- und Umsatzzuwächse, mit bis zu fünf Millionen Nutzer, die sie von der Telekom weglocken wollen.

Sehr schnell werden die Kunden die Telekom aber auch nicht verlassen können. Die T-Com sei darauf vorbereitet, täglich 15.000 Wechsel-Anträge abzuarbeiten, sagte Brauner. «Sollte es zu Engpässen kommen, könnten wir noch aufstocken». Dabei erwartet allein Arcor rund 350.000 Kunden für Preselection im Ortsnetz, Tele2 meldet rund 450.000 Kundenaufträge. «Wenn die Deutsche Telekom nur ca. 4.500 Tele2 Aufträge pro Tag bearbeitet, dauert allein diese Umstellung fast ein halbes Jahr. Diese Verzögerungen sind im höchsten Maße verbraucherunfreundlich und gefährden den Wettbewerb in der Branche», sagt Roman Schwarz, Vice-President Tele2 Central Europe.

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