O2 – (K)ein Mobilfunkanbieter für Menschen auf dem Land?

Nach wie vor Lücken in der Netzabdeckung ländlicher Regionen

28. Januar 2019

Die Telefónica Deutschland (O2) ist seit der Fusion 2013 mit E-Plus neben der Deutschen Telekom und Vodafone einer der größte Mobilfunkanbieter Deutschlands. Galt O2 noch als günstige, aber qualitätsärmere Alternative zu den beiden anderen Netzanbietern, hat das Unternehmen viel Geld in den Ausbau seiner Netze investiert. So schließt O2 2018 in der Mobilfunkabdeckung in Großstädten zu den beiden anderen Netzanbietern auf, während das Land jedoch weiterhin vernachlässigt wird.

Mobilfunk-Sendemast
Ein typischer Sendemast für das Mobilfunknetz, wie er oft auf dem Land zu sehen ist. Leider hinkt O2 in diesem Bereich noch hinterher. Bildquelle: Lucas23 / Pixabay

O2 schließt in Großstädten zu Vodafone und T-Mobile auf

Lange Zeit sahen Kunden in Deutschland O2 als günstige Alternative zu den beiden großen Konkurrenten Telekom Deutschland und Vodafone. Dafür mussten sie allerdings auch oft Abstriche in der Abdeckung des Mobilfunknetzes hinnehmen. Dies wurde regelmäßig in Tests mit einer Note zwischen befriedigend und ausreichend abgestraft. In den letzten Jahren hat O2 in den Ausbau seines Mobilfunknetzes investiert und das hat sich 2018 auch in den Netztests von Chip, Computer Bild und connect gezeigt.

Bei dem Netztest der Zeitschrift Chip in Zusammenarbeit mit NET CHECK ging die Deutsche Telekom mit einer Gesamtnote von 1,36 als Testsieger hervor. Dicht gefolgt von Vodafone mit einer Note von 1,46. O2 Telefónica erreichte eine Note von 2,2 und hat sich im Vergleich zum Vorjahreswert von 3,1 um fast einen ganzen Notenpunkt verbessert. Dieser große Sprung liegt an den umfangreichen Netzausbaumaßnahmen von O2. So hat das Unternehmen laut eigenen Angaben allein in den ersten drei Quartalen 2018 rund 5.000 neue LTE-Stationen in Deutschland aufgebaut.

Auf dem Land herrscht oft Funkstille

In dem Netztest der Computer Bild wurde in Kooperation mit gut 50.000 Nutzern nicht nur die Netzabdeckung der Städte, sondern auch des Landes untersucht. Hier hatten die Deutsche Telekom und Vodafone die besten Werte. Relativ weit abgeschlagen stand O2 mit zum Teil eklatanten Lücken im Mobilfunknetz. Dies ist besonders ärgerlich für Menschen, die auf dem Land leben oder arbeiten. Da stellt sich die Frage, ob es nicht doch sinnvoller ist, zu einem anderen Anbieter zu wechseln. Eine übersichtliche Anleitung zur Kündigung des O2 Vertrages ist hier zu finden.

Aufgrund der schlechten Ergebnisse will Telefónica 2019 das O2 Mobilfunknetz auf dem Land und entlang der Autobahnen sowie Bahnstrecken ausweiten. Gerade beim Bahnfahren müssen Kunden aller drei großen Anbieter mit großen Empfangslücken rechnen. Zusätzlich schränkt die Deutsche Telekom die UMTS-Versorgung zugunsten des LTE-Netzes ein. Problematisch wird es hier bei Nutzern von Smartphones ohne LTE-Unterstützung oder bei Kunden von Discount-Tarifen ohne LTE-Zugang.

Widerstand auf dem Land gegen Netzausbau

Der Grund für den schlechten Mobilfunkempfang auf dem Land ist nicht alleine bei den Netzanbietern zu suchen. Oft verhindern die Anwohner ländlicher Gemeinden den Bau von Sendemasten, so ist es auch im bayrischen Dorf Graswang der Fall. »Bei etwa jeder zehnten Gemeinde - und auch das will ich nicht verschweigen - stoßen wir mit unserem Angebot, die Funkversorgung zu verbessern, auf Widerstand«, sagte Walter Goldenits, Geschäftsführer Technologie bei der Telekom Deutschland.

Unter dem neuen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger von den Freien Wählern sollen in Bayern bis zum Jahr 2020 bis zu 1.000 neue Sendemasten aufgebaut werden, um die Mobilfunkversorgung auch auf dem Land zu gewährleisten. Dies trifft jedoch bei den Bewohnern einiger Gemeinden auf Widerstand. So sollte im Januar der Bau eines Sendemastes von der deutschen Telekom in Graswang abgesegnet werden. Doch trotz eines kaum vorhandenen Mobilfunknetzes haben sich bei der Gemeinderatssitzung 72 Prozent der Anwohner gegen das Projekt entschieden.

Als Grund für die Ablehnung einen Sendemast zu errichten gab der Gemeinderat, Korbinian Ostler, Risiken bezüglich potentieller Strahlenschäden an. Auch sei die Gemeinde mit der Grundversorgung zufrieden, so dass ein derartiges »Riesending« nicht gebraucht wird. Aufgrund solchen Widerstandes ist es fraglich, wie lange es dauern wird, bis Kunden von O2, aber auch von der Deutschen Telekom und Vodafone lückenlosen Empfang auf dem Land haben werden.

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